Politik/Ausland

Russland kontrolliert nun Großteil von Sewerodonezk

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben russische Truppen nach mehr als einem Monat erbitterter Gefechte den Großteil der ukrainischen Stadt Sewerodonezk unter ihre Kontrolle gebracht.

Dabei seien durch heftigen Beschuss enorme Kollateralschäden verursacht worden, hieß es am Mittwoch in der täglichen Lageeinschätzung des Verteidigungsministeriums in London.

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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Ultimatum abgelaufen

In Sewerodonezk droht eine Lage ähnlich der in Mariupol, das vor knapp einem Monat nach monatelanger Belagerung eines Stahlwerks vollständig gefallen ist. In der Stadt im Donbass haben sich ukrainische Soldaten und Hunderte Zivilisten in einem Chemiewerk verschanzt. 

Mittwochfrüh lief ein russisches Ultimatum ab. Bis 7 Uhr MESZ sollten sich die Kämpfer ergeben, hatte die russische Regierung laut einem Agenturbericht am Dienstag gefordert und Zivilisten versprochen, das Werk sicher verlassen zu können.

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Ob die Soldaten tatsächlich die Waffen niedergelegt haben, blieb zunächst unklar. 

Evakuierungsversuche

Die ukrainischen Behörden versuchten indes weiter, eine Evakuierung von Sewerodonezk zu ermöglichen. Nach der Zerstörung der letzten strategisch wichtigen Brücke zieht sich der Belagerungsring um die Stadt, die ursprünglich gut 100.000 Einwohner hatte, immer enger.

Massiv umkämpft sind auch andere Städte und Orte in der Region. „Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sewerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk“, teilte der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, am Mittwoch mit.

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Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört.

Macron: "Schützen, abschrecken und präsent sein"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte der Ukraine am Mittwoch kurz vor einer möglichen Reise nach Kiew andauernde Unterstützung zu.

„Wir werden alles tun, um Russlands Kriegskräfte zu stoppen, den Ukrainern und ihrer Armee zu helfen und die Verhandlungen fortzusetzen“, sagte er vor französischen und NATO-Soldaten auf einem Militärstützpunkt in Rumänien. „Auf absehbare Zeit werden wir schützen, abschrecken und präsent sein müssen“, fügt er  hinzu.

Absage an möglichen Friedensplan

Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij wies einen möglichen Friedensplan nach dem Vorbild der Minsker Vereinbarung für die Ost-Ukraine aus dem Jahr 2015 zurück. „Ich fürchte, sie werden versuchen, ein Minsk III zu erreichen", sagte Oleksiy Arestovych mit Blick auf den möglichen Besuch Macrons, des deutschen Kanzlers Scholz und Italiens Regierungschef  Draghi.

"Sie werden sagen, dass wir den Krieg beenden müssen, der Ernährungsprobleme und wirtschaftliche Probleme verursacht, dass Russen und Ukrainer sterben, dass wir das Gesicht von Herrn Putin wahren müssen, dass die Russen Fehler gemacht haben, dass wir ihnen verzeihen müssen und ihnen eine Chance geben müssen, in die Weltgesellschaft zurückzukehren“, sagte Arestovych der Zeitung Bild.

Das sei ein Problem für die Ukraine. Putin habe Menschen in Butscha getötet „und der Westen sagt, wir sollten sein Gesicht wahren“.

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