Politik/Ausland

Polizei rüstet sich für heißes Wahl-Wochenende in Barcelona

Ein Auftritt des spanischen Königspaares samt der inzwischen 14-jährigen Prinzessin Leonore, das sorgt in Spanien traditionell für einen Auflauf von Fans und Klatschreportern. In Barcelona aber gingen Sonntag und Montag Tausende auf die Straße, nicht um zu applaudieren, sondern um zu protestieren. Seit sich Spaniens König Felipe im Konflikt um die Unabhängigkeit klar für die Einheit Spaniens ausgesprochen hatte, ist der Monarch zum Feindbild der Separatisten geworden. Für den königlichen Besuch gestern – es war der erste in Katalonien seit dem illegalen Referendum vor zwei Jahren – mussten diesmal eigens mehr als 1000 Polizisten aufgeboten werden. Der Auftrittsort war weiträumig abgeriegelt.

Pattstellung droht

Es ist der Auftakt für eine Woche wachsender politischer Spannungen in Katalonien. Am kommenden Sonntag wählt Spanien ein neues Parlament – zum vierten Mal in vier Jahren. Jüngste Umfragen signalisieren, dass es erneut zu einem politischen Patt kommen könnte. Premier Sanchez liegt mit seiner sozialistischen PSOE erneut in Führung. Eine Regierung aber würde voraussichtlich von der Unterstützung der katalanischen Separatistenparteien abhängig sein. Doch zu denen sind seit den Haftstrafen für deren politische Führung alle Brücken abgebrochen.

Großaufgebot vor Wahl

Die vergangenen Wochen in Barcelona waren geprägt von weitgehend friedlichen Massenaufmärschen für die Unabhängigkeit, aber auch von gewaltsamen Zusammenstößen einer gewaltbereiten Minderheit mit der Polizei. Entsprechend rigoros sind auch die Sicherheitsvorkehrung vor den Wahlen. Etwa 2500 zusätzliche Polizisten werden in der Region im Einsatz sein.

Und das nicht nur am Wahltag, sondern schon am Tag davor. Man befürchtet, dass die Separatisten diesen eigentlich Wahlkampf-freien Samstag dazu nützen könnten, um Wahllokale zu besetzen und so die Wahl am Sonntag zu behindern. Auf jeden Fall sind für den Samstag von mehreren separatistischen Aktionsgruppen Proteste angekündigt. Die katalanische Regionalregierung hat aufgerufen, sich vor den Wahlen auf friedliche Proteste zu beschränken.konrad kramar