Politik/Ausland

New York bestattet Corona-Tote vorerst auf schauriger Insel

Hart Island: Das ist eine 53 Hektar große Insel für vergessene Seelen. Das unbewohnte Stück Land gehört zum New Yorker Stadtbezirk Bronx. Die Insel diente während des Sezessionskrieges (1861 bis 1865) als Ort für ein Übungslager der Nordstaaten, später als Kriegsgefangenenlager, dann als Heilanstalt für Tuberkulose-Kranke. Die Gebäude sind dem Verfall preisgegeben - das restliche Land dient dem Verfall.

Heute besteht Hart Island nämlich de facto aus einem Armenfriedhof, dem Potters’s Field. Die Quellen variieren, doch etwa eine Million Menschen soll dort bereits bestattet worden sein: Obdachlose, Säuglinge, vermutlich mehrere Tausende HIV-Opfer und amputierte Körperteile.

Noch immer kommt jede Woche eine Fähre mit Leichen: Rund 1.200 Tote sollen jedes Jahr in Kiefernsärgen auf der Insel bestattet werden. Die Gräber werden in der Regel von Strafgefangenen ausgehoben. Für die Insel gilt ein grundsätzliches Betretungsverbot - das gilt auch für Angehörige von Toten. Bestattungen finden ohne Zeremoniell statt, anonym.

Ruhestätte für Corona-Tote

Wegen den hohen Todeszahlen in New York aufgrund der Covid-19-Krise wurde Hart Island als einer jener Orte auserkoren, an dem die Stadt Leichen zumindest vorübergehend bestattet. Die Leichenkühlhäuser, Kühltrucks und Krankenhäuser in New York sind voll.

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New York muss vorübergehend Kapazitäten schaffen. Bürgermeister Bill De Blasio deutete das bereits am Montag an: "Wenn wir zwischenzeitlich die Menschen beerdigen müssen, bis die Krise vorbei ist, und danach mit jeder Familie die eigentliche Beerdigung besprechen, so haben wir hiermit die Kapazität, das zu tun."

Zuvor war auch die Rede, öffentliche Parks für diese Maßnahme zu nutzen. Laut Reuters verzeichnete der Bundesstaat New York bisher über 7.000 Covid-19-Tote – ein trauriger Rekord. Etwa zwei Dutzend Menschen sollen bisher in den neu ausgehobenen Gräbern der Potter Field’s beigesetzt worden sein, in Kiefernsärgen, wie es die "Tradition" verlangt. In der Stadt New York müssen an normalen Tagen etwa 20 bis 25 Tote beigesetzt werden. Derzeit sind es durchschnittlich 200.

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