Politik/Ausland

Missbrauchsgipfel im Vatikan: Acht Schritte gegen die Sünde

Es war mehr ein Versprechen als eine Ankündigung, was Papst Franziskus am Sonntag am Ende des Gipfeltreffens zum Kinderschutz im Vatikan verkündete: ein hartes Durchgreifen gegen Kindesmissbrauch. Der Weg zur Bekämpfung dieses Problems sei aber noch lang, sagte Franziskus in seiner Ansprache.

Sexueller Missbrauch durch Geistliche in der katholischen Kirche wiegt nach Ansicht von Papst Franziskus noch schwerer als in anderen Bereichen der Gesellschaft. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Die weltweite Verbreitung dieses Übels bestätigt, wie schwerwiegend es für unsere Gesellschaften ist, schmälert aber nicht seine Abscheulichkeit innerhalb der Kirche", sagte der Pontifex.

Acht Richtlinien sollen nun von den weltweit 114 Bischofskonferenzen umgesetzt werden - viel Konkrets ist nicht darunter. Bei den Richtlinien handelt es sich etwa um eine „Mentalitätsänderung“, die sich eher auf den Schutz von Kindern als auf den Schutz der Institution Kirche konzentriert, die Begleitung der Missbrauchsopfer, eine "echte Reinigung, die mit Selbstanklage beginnt", und die Ausbildung von Kandidaten für das Priestertum "in der Tugend der Keuschheit". Auch decken sich diese Maßnahmen nicht mit den Forderugnen, die etwa die Plattform "Wir sind Kirche", die sich für Reformen in der römisch-katholischen Kirche stark macht, vorab gestellt hatte.

Kritik an wenig konkreten Maßnahmen

Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und weitere rund 70 Teilnehmer führten seit Donnerstag Gespräche, um neue Wege gegen  sexuelle Misshandlungen von Kindern durch Geistliche zu finden. Für Österreich war der Wiener Erzbischof, Christoph Schönborn, anwesend. Viele Vorschläge und Ideen standen zur Diskussion, bindende Beschlüsse konnten die Teilnehmer auf der Konferenz nicht fassen. Auch eine Abschlusserklärung war nicht vorgesehen. Missbrauchsopfer bemängelten dementsprechend, dass der Vatikan am Ende des Gipfeltreffens zum Kinderschutz keine konkreten Schritte beschlossen habe.

Schönborn hingegen lobte im Interview mit Kathpress den Kinderschutzgipfel als einen "Qualitätssprung in der Auseinandersetzung mit einem schweren, sehr belastenden Thema." Sein positives Resümee: "Ich habe noch nie eine so offene, direkte, ehrliche, unverschlüsselte Begegnung erlebt wie in diesen vier Tagen."

Das wichtigste Ergebnis der vier Tage war für Schönborn, dass es eine "gemeinsame Betroffenheit" durch das direkte Hören und Sehen von Missbrauchsbetroffenen gegeben habe. "Dass die Opfer im Mittelpunkt stehen, beginnt jetzt wirklich ein gemeinsames Bewusstsein zu werden." Als direkte Folge daraus sei die Überzeugung nach der "Verbindlichkeit gemeinsamen Handelns" klar geworden. "Es geht dem Papst um weltweit verbindliche Standards. Aber wir brauchen nicht nur diese Standards, sondern auch deren Überprüfung", betonte der Kardinal.

Das dritte Hauptthema des Tagung sei die Prävention gewesen, sagte Schönborn: "Was wird getan, dass so etwas künftig nicht mehr geschieht." Dabei erwartet der Kardinal konkret Vorschläge im Blick auf die Einhaltung der jetzt schon weltkirchlich verbindlichen Standards im Kampf gegen Missbrauch: "Es geht auch darum, uns auf nationaler Ebene zu helfen und uns gegenseitig auf die Finger zu schauen. Wir haben das in Österreich versucht und praktizieren das auch." Dazu werde es "sicher in den nächsten Tagen von Rom konkrete Vorschläge geben", so Schönborn. "Christliches Verzeihen geht nur, wenn es eine wirkliche Aufarbeitung von Schuld gegeben hat", sagte der Kardinal weiter, "Eine echte Einsicht, ein Schuldbekenntnis und eine Wiedergutmachung in irgendeiner Form. Das andere Extrem wäre die Situation: Da ist das Opfer, da ist der Täter - und es geht nichts mehr. Beides sind keine Lösungen. Da können und müssen wir noch lernen."

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