Politik/Ausland

Israels Außenminister bestätigt: Hamas-Chef Sinwar ist tot

Er gilt als Planer des Massakers vom 7. Oktober, als Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas 1.200 Menschen in Israel auf grausame Weise ermordeten, etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. Nun ist Jahia Sinwar tot.

Am Donnerstag meldeten die israelischen Verteidigungskräfte, sie hätten „drei Terroristen in Gaza getötet“, würden prüfen, ob Sinwar unter den Toten sei. Einige Stunden später kam die Bestätigung. "Der Massenmörder Yahya Sinwar, der für das Massaker und die Gräueltaten vom 7. Oktober verantwortlich war, wurde heute von IDF-Soldaten getötet", erklärte der israelische Außenminister Israel Katz am Donnerstagabend unter Verweis auf das israelische Militär.

Der „Schlächter“

„Wir werden Jahia Sinwar kriegen und wir werden ihn töten“, hatte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant im vergangenen Jahr geschworen – der Schwur ist erfüllt. Sinwar wurde 1962 in Khan Younis im Gazastreifen geboren, radikalisierte sich rasch. Als sich die Hamas während des ersten Palästinenseraufstands, der Intifada, Ende der 1980er-Jahre im Kampf gegen die israelische Besatzung formierte, war Sinwar auch am Aufbau des militärischen Hamas-Arms, der Kassam-Brigaden, beteiligt. In den Anfangsjahren der islamistischen Bewegung war Sinwar für den Kampf gegen mutmaßliche Kollaborateure mit Israel in den eigenen Reihen zuständig.

Dabei ging er so brutal vor, dass er als „Schlächter von Khan Younis“ bekannt wurde. Yahya Sinwar trug den Beinamen „Zwölfender“ nicht, weil er 24 Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hatte. Die Zahl bezieht sich auf zwölf mutmaßliche palästinensische Kollaborateure, die er eigenhändig umgebracht haben soll: Richter und Henker in einem.

Der Gefangene

Er träumte von einem Land, in dem die Juden unterworfen würden, eine Sondersteuer zahlen müssten – zumindest zu Beginn seiner Haft, zu der er 1989 wegen Mordes verurteilt wurde.

Oft war Sinwar dem Tod entkommen – etwa während der Jahre in Haft, als ihm ein israelischer Zahnarzt das Leben rettete. Rechtzeitig wurde bei Sinwar ein Tumor festgestellt und entfernt.

2011 kam der Hamas-Terrorist mit mehr als 1.000 anderen Hamas-Verbrechern frei, im Austausch gegen den israelischen Soldaten Gilad Shalit. Der Sohn seines Lebensretters wurde beim Massaker des 7. Oktober von der Hamas ermordet.

Meistgesuchter Mann

Nach seiner Rückkehr in den Gazastreifen stieg Sinwar rasch in der Hierarchie auf; soll auch ein Attentat überlebt haben. Vor dreizehn Jahren gelang es ihm schließlich, zum Anführer der Terrororganisation im Gazastreifen gewählt zu werden.

Seither war er dort der von Israel meistgesuchte Mann. 2022 rief er bei einem seiner seltenen Auftritte in Gaza zur Gewalt gegen Israel auf: „Jeder, der eine Waffe besitzt, sollte sie vorbereiten. Wer keine Waffe hat, nimmt sein Schlachtmesser, seine Axt“, rief er der Menge entgegen und richtete das Wort auch an die Palästinenser im Westjordanland: „Die Taten von Einzeltätern haben sich bewährt. Ein zwei, höchstens drei Menschen dürfen beteiligt sein. Darüber hinaus darf keiner davon wissen.“

Mögliche Nachfolger

Als Hamas-Chef Ismail Hanija Ende Juli in Teheran getötet wurde, übernahm Sinwar die gesamte Hamas. Mit Sinwar ist ein großer Teil der Terrororganisation ausgeschaltet, mögliche Nachfolger gibt es jedoch zuhauf. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Hamas an den Machtkämpfen zerbricht: Da gibt es Saher Dschabarin, der die militärische Führung der Hamas im Westjordanland übernommen hat, in der Praxis die laufenden Geschäfte übernimmt.

Ein unerwarteter Karrieresprung. Die militärische Führung in der Westbank hatte er erst im April übernommen. Nachdem sein Vorgänger, Salah al-Aruri, in Beirut gezielt getötet worden war.

Chaled Maschal, der das Amt des Hamas-Chefs mehrere Jahre bekleidete, hätte nur zu gerne den Chefstuhl wieder eingenommen. Aber Sinwars Anhänger, die ihn 2017 abwählten, verhinderten die Wiederwahl. Wie auch die iranischen Lobbyisten in der Hamas-Führung. Maschal bevorzugt die arabischen Verbündeten am Golf. Denn das Bündnis mit dem Iran ist für die Hamas aus religiöser Sicht nur ein Zweckbündnis.

Fraglich ist, wie es nun mit den überlebenden israelischen Geiseln weitergeht. Kommt es zu Verhandlungen und einem möglichen „Nachkriegs-Abkommen“ und der Freilassung der Geiseln? Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte, dass „mit Jahia Sinwar alles beginnt und alles endet“.