Irakischer Geheimdienst: IS-Chef durch Handygespräch lokalisiert
Offenbar kamen die Informationen über den Aufenthaltsort des getöteten Anführers des Islamischen Staats (IS) aus dem Irak. Der irakische Geheimdienst habe das Versteck von Abu Bakr al-Baghdadi in Syrien geortet, teilten die irakischen Sicherheitskräfte am Sonntag mit.
US-Präsident Donald Trump gab am Sonntag die Tötung al-Bagdadis durch einen US-Angriff bekannt. Nach Angaben Trumps flüchtete der IS-Anführer während des Angriffs der US-Soldaten in einen Tunnel, zündete dort eine Sprengstoffweste und tötete damit sich selbst sowie drei seiner Kinder. Bei dem Einsatz sei auch eine "große Zahl" von IS-Kämpfern und Begleitern al-Baghdadis getötet worden, sagte Trump. Tests würden inzwischen eindeutig die Identität des Toten bestätigen.
Telefonat mit Frau
Dem US-Präsidenten zufolge waren mehrere Länder an dem Einsatz gegen Baghdadi beteiligt. Er erwähnte insbesondere den Irak, sprach aber auch von einer "gewissen Unterstützung" durch die syrischen Kurden. Einzelheiten nannte er nicht. Aus Bagdad hieß es nun, die US-Streitkräfte hätten ihren Militäreinsatz dank der Handyortung durch den irakischen Geheimdienst ausführen können.
Wie ein Geheimdienstvertreter in Bagdad berichtete, konnte der irakische Geheimdienst Baghdadis Aufenthaltsort nach einem Telefonat orten, das eine der Frauen des IS-Anführers führte, während sie sich gemeinsam mit ihm in dem Versteck aufhielt. Ein anderer irakischer Regierungsvertreter berichtete, der Geheimdienst habe Informationen von einer weiteren Frau Baghdadis sowie von der Frau eines seiner Kuriere ausgewertet.
Kurden: Türkei-Angriff verzögerte Tötung
Nach Angaben der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) geht der Erfolg auch auf ihre "gemeinsame Geheimdienst-Arbeit" mit den USA zurück. SDF-Kommandant Mazlum Abdi wies zugleich darauf hin, dass das Dorf Barisha, in dessen Nähe sich Baghdadi versteckt hatte, nahe der Grenze zur Türkei liegt.
Nach Abdis Angaben war die Türkei aber nicht an der "Operation" gegen den IS-Anführer beteiligt. Abdis Kollege Redur Khalil sagte, in den von der Türkei kontrollierten Gebieten der Provinz Idlib hätten sich neben Baghdadi noch weitere führende IS-Vertreter aufgehalten. Der türkische Angriff gegen die Kurdenmiliz Anfang Oktober habe den Einsatz gegen Baghdadi "um einen Monat verzögert".
Frankreich und Philippinen besorgt
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner warnte bereits am Sonntag vor Racheakten von Islamisten. Er forderte die französische Polizei zu erhöhter Wachsamkeit auf - insbesondere bei öffentlichen Veranstaltungen in den kommenden Tagen.
Auch die Streitkräfte auf den Philippinen befürchten nach dem Tod Baghdadis Vergeltungsakte des IS. Man sei in Alarmbereitschaft.
Auf den Philippinen sind IS-Verbündete wie die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv, die in den vergangenen Jahren vor allem durch die Entführung von ausländischen Touristen Schlagzeilen machte. Die Großstadt Marawi im Süden des Landes war 2017 fünf Monate lang unter Kontrolle von Islamisten, bis die philippinische Armee sie zurückerobern konnte. Auf der Insel Mindanao gilt deshalb immer noch das von Präsident Rodrigo Duterte verhängte Kriegsrecht.
Russland bestätigt nun doch US-Operation
Nach Zweifeln an den US-Angaben zum Tod des IS-Chefs hat Russland nun doch den Einsatz von amerikanischen Flugzeugen und Drohnen in Syrien bestätigt. In der Zone Idlib sei ein Einsatz registriert worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax.
Er widersprach damit Äußerungen des Verteidigungsministeriums vom Vortag, das keinen US-Luftschlag in den vergangenen Tagen registriert haben wollte. Zudem hatte das Ministerium in Moskau Beweise für den Tod des Terroristenchefs gefordert. US-Präsident Donald Trump hatte mitgeteilt, dass der Einsatz mit Russland abgesprochen gewesen sei.
"Wenn sich diese Information über die Liquidierung Bagdadis bestätigt, dann lässt sich insgesamt von einem großen Beitrag des US-Präsidenten zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus sprechen", sagte Peskow. Er reagierte damit auf die Frage, warum Russland versuche, den Erfolg der Amerikaner herunterzuspielen. Das Verteidigungsministerium und mehrere Außenpolitiker hatten am Sonntag gesagt, der Tod des IS-Chefs habe keinen Einfluss auf die Lage in Syrien. Die Gefahr gehe vielmehr von vielen Terroristen aus.