Hafturlaub für Österreicher, der im Iran inhaftiert war
Von Laila Docekal
Vor wenigen Tagen musste der Österreicher Massud Mossaheb noch seinen 76. Geburtstag im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran verbringen. Gestern wurde ihm dann nach langem Warten Hafturlaub gewährt. Er braucht dringend eine Behandlung gegen seine Krebserkrankung und leidet unter diversen weiteren Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes, Asthma und an Lungenschäden nach zwei Covid-Erkrankungen im Evin-Gefängnis.
Seit Jänner 2019 war Massud Mossaheb, der als Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft im Rahmen einer Delegation für das österreichische Unternehmen „MedAustron“ eingereist war, dort inhaftiert. Die Islamische Republik hat ihm in einem Verfahren ohne Rechtsbeistand Spionage für Deutschland sowie für den israelischen Geheimdienst Mossad vorgeworfen und ihn zu zehn Jahren Haft verurteilt. Mossaheb selbst bestritt stets jegliche Spionagevorwürfe. Laut Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sind die Geständnisse durch Folter und monatelange Einzelhaft zustande gekommen. Später wurde das Strafmaß auf acht Jahre verringert.
"Einsam, während man mit anderen zusammen ist"
Mossaheb lebte seit 1965 in Österreich und ist Doppelstaatsbürger - denn der Iran erkennt es nicht an, wenn jemand eine neue Staatsbürgerschaft annimmt. Wer im Iran geboren ist oder einen iranischen Vater hat, gilt automatisch als Iraner. Ende August wurde ihm bereits aus medizinischen Gründen ein Hafturlaub gewährt, doch er musste nach wenigen Tagen wieder zurück ins Gefängnis.
Inzwischen wurde bekannt, dass ihm der Hafturlaub diesmal unbegrenzt gewährt wurde. Er darf das Land allerdings nicht verlassen und muss sich alle 14 Tage bei den Behörden melden. Die Familie bedankt sich für den "unglaublichen Einsatz von Außenminister Alexander Schallenberg und seinem Team".
Zu seinem Geburtstag veröffentlichte Amnesty International noch einige Zeilen aus einem Gedicht, das er verfasst hat: "Das Gefängnis hat mich gelehrt, geduldig zu sein. Und trotzdem einsam zu sein, während man mit anderen zusammen ist."
Die zwei weiteren österreichischen Gefangenen im Iran sind weiterhin inhaftiert.
Dieser Artikel wurde am 28.11. mit der Dauer des Hafturlaubs und dem Dank der Familie ergänzt.