Gefängnis des Horrors - das erwartet Gefangene im iranischen Evin

Gefängnis des Horrors - das erwartet Gefangene im iranischen Evin
Das Evin-Gefängnis im Norden von Teheran zählt nicht umsonst zu den berüchtigtsten Gefängnissen der Welt. Drei Österreicher sitzen dort in Haft.

"Der Iran ist zu einem Gefängnis geworden, Evin zu einer Universität!", ist eine der beliebten Parolen bei den unzähligen Demonstrationen, die im Iran noch immer nicht abreißen. Im Evin-Gefängnis sitzt die iranische Elite Seite an Seite. Die Journalistin, die über den Tod von Mahsa Jina Amini geschrieben und damit den Anlass für die Proteste gegeben hat neben vielen ihrer Kollegen. Künstler, Schriftsteller, Christen, Dissidenten und natürlich die vielen Studenten und Menschen, die es in den vergangenen Wochen gewagt haben, ihre Stimmen gegen das Regime zu erheben.

Und nun auch ein Österreicher, der festgenommen wurde - angeblich nicht in Zusammenhang mit den Protesten. Wobei die iranischen Behörden oft Gründe vorschieben, um Menschen länger festzuhalten.  "Wie in allen Fällen von Inhaftierungen österreichischer Staatsbürger:innen im Ausland werden wir unser konsularisches Schutzrecht zur Unterstützung des Mannes voll ausschöpfen", heißt es dazu aus dem Außenministerium. Zwei weitere Österreicher sitzen bereits seit Jahren in Evin fest. 

Doch zuerst zum berüchtigten Gefängnis. Die Vereinten Nationen durften noch nie zu einer Inspektion hinein. Aus gutem Grund: Vergangenes Jahr gelang es Hackern, in das Videoüberwachungssystem des Evin-Gefängnis einzudringen - und sie offenbarten erschreckende Bilder. Menschen, die verprügelt oder bewusstlos über den Boden geschliffen werden. Man sah sogar einen Gefangenen, der gerade versuchte sich aus Verzweiflung das Leben zu nehmen.

Foltermethoden

Folter steht hier an der Tagesordnung. Der Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi kämpft dort gerade mit gebrochenen Beinen, einem abgestorbenen Finger und Blut spuckend um sein Leben. Man könnte es erahnen, aber der Vollständigkeit halber: Er wird nicht medizinisch versorgt. Menschen werden tage- oder sogar wochenlang in Särge eingesperrt und lautstark mit Gebetsgesängen beschallt. Auch Vergewaltigung - oft rektal mit Gegenständen - ist ein übliches Mittel, um Gefangene zum Reden zu bringen. Stirbt jemand an den Folgen, wird eine andere Erklärung für die Todesursache auf dem Totenschein angegeben. Begehren Angehörige dagegen auf, bekommen sie die Leiche nicht ausgehändigt und sie wird an einem unbekannten Ort verscharrt.

Unter Folter wurde auch dem 75-jährigen Österreicher Massud Mossaheb ein Geständnis abgenommen. Der Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft war Anfang 2019 mit einer Delegation in Teheran. Der Geheimdienst nahm ihn unter dem Vorwand der Spionage fest, nach dem Geständnis wurde er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Immerhin: Für einen dringend notwendigen medizinischen Eingriff wurde ihm ein zehntägiger Hafturlaub gewährt. Ähnlich erging es 2016 dem Geschäftsmann Kamran Ghaderi, der seither in Evin in Haft ist. Die iranische Regierung erkennt die österreichische Staatsbürgerschaft übrigens nicht an, wenn man als Sohn oder Tochter eines Iraners geboren ist.

Brandstiftung

Nach dem Brand am vergangenen Wochenende im Trakt der Demonstranten ist noch immer unklar, wie viele Menschen gestorben sind. Offiziell wurden acht Tote angegeben. Geht man nach den Schüssen, die zu hören waren, liegt die Zahl deutlich höher. Im iranischen Staatsfernsehen "versprach" sich eine Journalistin und gab zunächst 40 Tote an, um sich dann auszubessern. Unbestätigte Quellen vom Feuerwehreinsatz vor Ort sprechen sogar von 140 Menschen. Die Wahrheit wird wohl immer verborgen bleiben.

Relativ klar dürfte jedenfalls sein, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat: Beweisvideos zeigen, wie Menschen auf dem Dach stehen und eine brandbeschleunigende Flüssigkeit verschütten. Viele Iraner vermuten ein Ablenkungsmanöver der Mullahs, um von einer Massenhinrichtung abzulenken oder ein Exempel zu statuieren. Offiziell wird die Schuld ausländischen Spionen gegeben.

Das wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass die Mullahs einen Brandanschlag auf ihre eigene Bevölkerung verüben: Kurz vor dem Sturz des Schahs starben im August 1978 bei einem Brandanschlag auf ein von außen verschlossenes Kino mehr als 400 Menschen. Unter den Iranern gilt als gesichert, dass die Attentäter dieselben Islamisten waren, die wenig später die Herrschaft an sich gerissen haben.

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