Politik/Ausland

Großimam: Terrorakt gegen Lehrer "abscheuliche kriminelle Tat"

Der Großimam von Kairo, Ahmad Al-Tayyeb, hat den islamistischen Terrorakt von Paris, die Tötung des Geschichtslehrers Samuel Paty, laut Kathpress scharf verurteilt. „Als Großimam der Al-Azhar erkläre ich vor dem allmächtigen Gott, dass ich mich von dieser abscheulichen kriminellen Tat distanziere und von allen, die solche abweichenden, falschen Gedanken annehmen“, heißt es in der Rede von Al-Tayyeb, die Dienstagabend bei einem interreligiösen Friedensgebet in Rom verlesen wurde.

Die Verurteilung des „schrecklichen Mordes in Paris“ spreche er auch im Namen der Lehren des Islam und des Propheten Mohammed aus, betonte Al-Tayyeb. Der Großimam der Al-Azhar-Moschee und -Universität in Kairo gilt als eine der höchsten Lehrautoritäten im sunnitischen Islam. Da er wegen der Pandemie nicht persönlich anreisen konnte, wurde seine Rede verlesen.

In Paris hatte ein aus Tschetschenien stammender Muslim am vergangenen Freitag den Lehrer Samuel Paty ermordet, weil dieser im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt und als Problem des Grundrechts auf Meinungsfreiheit diskutiert hatte.

Al-Tayyeb verurteilte blasphemische Äußerungen. Es sei „intellektuell zweifelhaft und ein Aufruf zum Hass“, wenn „unter dem Slogan der Meinungsfreiheit Religionen beleidigt und ihre heiligen Symbole missbraucht werden“. Gleichwohl verträten „der Terrorist und seine Leute“ von Paris die Religion Mohammeds ebenso wenig „wie der neuseeländische Terrorist, der Muslime in einer Moschee erschoss, die Religion Jesu vertritt“, erinnerte Al-Tayyeb an den Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch im vergangenen Jahr.

"Kampf um Humanismus"

Der französische Oberrabbiner Rav Haim Korsia betonte in seiner Ansprache bei dem Friedenstreffen in Rom, Paty sei ermordet worden, „weil er seine Aufgabe erfüllte". Der Lehrer habe um die Bedeutung des Kampfes um Bildung und Humanismus gewusst. „Sie haben ihn getötet. Und sein Tod verpflichtet uns, seinen Kampf fortzusetzen - in Brüderlichkeit, aber ohne Schwäche und Angst“, sagte der Oberrabbiner.

An dem Friedenstreffen in Rom nahmen neben dem Oberrabbiner und Papst Franziskus auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I., sowie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sowie je ein Sikh, ein Hindu und ein Buddhist teil. Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury konnte wegen der Pandemiebeschränkungen wie Al-Tayyeb nicht nach Italien reisen.

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"Mangel an Liebe"

Papst Franziskus, der erstmals in der Öffentlichkeit mit Maske zu sehen war, rief die Menschen bei dem Friedensgebet zu mehr Einigkeit und Geschwisterlichkeit auf. „Mangel an Liebe“ sei der tiefere „Grund unserer persönlichen, sozialen, internationalen und ökologischen Probleme“, so das Kirchenoberhaupt am Dienstagnachmittag in der Kirche Santa Maria in Aracoeli. Wie leicht, so der Papst, sei es, „zu kritisieren, gegen jemanden zu sprechen, das Schlechte beim Nächsten und nicht bei sich selbst zu sehen und letztendlich die Schuld auf die Schwachen und Ausgegrenzten abzuwälzen!“

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Bei einer Schweigeminute gedachten die Vertreter der verschiedenen Religionen der Opfer der Pandemie und aller Kriege. Für den Abschluss des Treffens war die Unterzeichnung eines gemeinsamen Friedensappells geplant.

Gemeinsames Abendmahl

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hat ein internationales Gebetstreffen mit Papst Franziskus genutzt, um an den Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl mit katholischen Gläubigen zu erinnern. Bedford-Strohm appellierte in seiner Ansprache in der Basilika Santa Maria in Aracoeli, die Trennung der Kirchen zu überwinden. „Während meiner Lebenszeit eines Tages diese Einheit in der gemeinsamen Feier des Abendmahls zu erfahren, ist mein ganz persönlicher Traum“, sagte er.

Der 83-jährige Papst Franziskus hat wiederholt für die Überwindung von Spaltungen geworben. Gleichzeitig hat der Vatikan den Bestrebungen deutscher Bischöfe für gemeinsame Abendmahlsfeiern unlängst deutlich widersprochen.