Zahl illegaler Grenzübertritte in EU sinkt, dennoch Frontex-Ausbau
Die Zahl illegaler Grenzübertritte in die EU sinkt weiter. Dennoch pocht die Grenzschutzagentur der EU auf eine Verstärkung auf 10.000 Beamte.Rund 150.000 Menschen – so viele illegale Grenzübertritte in die Europäische Union hat die EU-Grenzschutzagentur Frontex im Vorjahr registriert. Zum dritten Mal hintereinander sind die Zahlen damit gesunken, was Frontex-Chef Fabrice Leggeri am Mittwoch zur Schlussfolgerung brachte: „Wir stehen gerade keiner brennenden Krise gegenüber. Aber“, so warnte er dennoch, „der Druck auf die europäischen Außengrenzen bleibt hoch.“
Verlagerte Routen
Das bekommen vor allem Spanien und Griechenland zu spüren. Die Route von Libyen übers Mittelmeer nach Italien ging im Vorjahr beinahe zu – nur 23.000 Menschen kamen an.
Zum einen versagt die Regierung in Rom Rettungsschiffen mit Migranten Bord seit einigen Monaten die Einfahrt in italienische Häfen. Zum anderen holt auch die libysche Küstenwache immer öfter Boote zurück.
Doch Migranten suchten weiter den Weg nach Europa, und so verlagerten sich die Routen ins westliche und östliche Mittelmeer (siehe Grafik).
Vor allem nach Spanien setzten viele Menschen über – rund 57.000 (plus 160 Prozent gegenüber 2017). Die Mehrheit von ihnen waren Marokkaner – mit praktisch keinen Chancen auf Asyl.
Für Frontex-Chef Leggeri steht fest: So lange man sich nicht mitten in einer Migrationskrise befinde, sei die Zeit ideal, den europäischen Grenzschutz weiter zu festigen. Auf bis zu 10.000 Beamte (derzeit 1.500 im Einsatz) soll Frontex ausgebaut werden.
Am Mittwoch haben sich die EU-Staaten darüber geeinigt, am Freitag mit dem EU-Parlament Verhandlungen aufzunehmen. Bis der ausgebaut EU-Grenzschutz in voller Stärke steht, wird es aber voraussichtlich bis 2027 dauern.
Zur Aufgabe von Frontex gehört es auch, illegale Migranten in ihre Heimatländer zurückzubringen. Rund 13.700 waren es im Vorjahr. Insgesamt haben die EU-Staaten 148.000 illegale Migranten rückgeführt. Die Zahl jener, deren Ansuchen auf Asyl abgewiesen wurde, war allerdings doppelt so hoch.