China-Tagebuch: Kurz wünscht Moser aus China gute Besserung
Von Josef Votzi
Asiaten lieben Gruppenfotos. Van der Bellen, Kurz, Kneissl & Co bleiben so auch nach einem langen Konferenztag am Boao-Forum in Bewegung. Das formelle Abendessen auf Hainan ist zugleich die "Launching Ceremony" für erfolgreich abgeschlossene chinesisch-österreichische Joint-Ventures: Ein neues Spitalsprojekt der Vamed auf Hainan und der im Oktober startende erste Direktflug der Hainan-Airlines von Shenzen nach Wien.
Geely wird zum Player
Vor der Hoteltür steht ein rotes Fahrzeug, das an einen Smart gemahnt. Der kleine charmante Zweisitzer ist ein Geely, made in China - und hat unterm Tankdeckel eine Steckdose. 2035 sollen in ganz China nur noch Elektroautos neu zugelassen werden. Die E-Autodichte ist schon heute weitaus höher als in Europa. Geely wird auch in der alten Autowelt zum Player. Nach Übernahme von Volvo und dem erfolgreichen Turnaround hat man sich mit knapp zehn Prozent an Daimler beteiligt.
Mit 255 km/h nach Haikou
Unglaubliche 28.000 Bahnkilometer sind in China schon als Hochgeschwindigkeitsstrecken ausgebaut. Stolz wird Mittwoch früh auch der Österreich-Delegation das neue Schnellstreckenetz auf Hainan vorgeführt. Mit bis zu 255 km/h geht es in 45 min von Boao zum Flughafen Haikou, fast dreimal so schnell wie nach der Ankunft vor etwas mehr als 24 Stunden. Von Hainan geht es nach Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan. Auf dem Programm stehen Wirtschaftgespräche - und ein Projekt der ÖBB, die hier noch einiges lernen könnte.
Ein Ständchen für Van der Bellen
Überraschung an Bord des Zweieinhalb-Stunden-Flugs: Das Bordpersonal stellt sich vor dem Präsidentenehepaar in der ersten Reihe des Dreamliner mit Mandolinen auf, um ein Ständchen darzubringen. Seine Frau Doris ist sichtlich amüsiert. Van der Bellen bleibt VdB und lächelt huldvoll imperial: Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.
Ärger mit dem Sauerstoff
Komplikationen gab es vor Abflug bei der Sicherheitskontrolle nach Öffnung des Notfallkoffers. Die Sauerstoff-Flasche darf aus Sicherheitsgründen nicht an Bord. Begründung: Sauerstoff gebe es im Notfall dank der Masken genug. Schließlich obsiegt das Argument der mitreisenden Delegationsärztin: Bei den Terminen danach müsse Sauerstoff für den Fall des Falles immer griffbereit mit dabei sein. Für Valium und andere Morphine hat sie eine in 25 Sprachen gehaltene Erklärung, um No-Go-Debatten erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Im Zeichen der Pandas
Pandas in Plüsch hat es für das Präsident-Ehepaar schon während des Fluges nach Chengdu als Gastgeschenk gegeben. In der Hotelhalle erwartete Van der Bellen eine lebensgroße Version zur Begrüßung. Der Höhepunkt der letzten zwei China-Tage in der Hauptstadt der Provinz Sichuan wird kurz vorm Heimflug, morgen Donnerstag Abend, die Besichtigung eines Panda-Forschungszentrum sein. Davor geht es aber einmal um Geschäfte und Beziehungspflege: Wirtschaftsforum, Firmentermine, Abendessen mit den Provinzchefs sowie - last but not least - die Eröffnung eines Generalkonsulats und einer Niederlassung der Aussenwirtschaft Austria.
Kurz: "Wenn das schon eine Krise sein soll"
Kanzler Sebastian Kurz wird auch in Chengdu bei allen offiziellen Terminen ohne Pause bis Abend mit dabei sein. Unmittelbar nach der Landung in Chengdu hing der ÖVP-Chef eine Zeitlang am Telefon, um offensichtlich mit Wien zu telefonieren. Gegenüber dem KURIER-Reporter, der ihn vor Ort als erster auf die Meldungen aus Wien in Sachen Rücktrittsgerüchte ansprach, sagte Kurz höflich lächelnd, aber bestimmt: Justizminister Moser habe in der Sache bereits alles klargestellt. Er sehe daher keinen Bedarf einen offiziellen Kommentar dazu abzugeben. Außer: "Ich wünsche Josef Moser, der mit einer Blutvergiftung im Spital liegt, eine gute Besserung."
Auf die Frage, ob ihm angesichts dieser Meldungen nicht das Lachen vergangen sei, meinte Kurz, einmal mehr freundlich lächelnd: "Wenn das schon eine Krise sein soll, dann weiß nicht, was dann eine Krise ist.”