Politik/Ausland

Brexit-Boris ist der klare Favorit für Tory-Chef-Posten

Zehn Kandidaten und Kandidatinnen also wollten in den Ring steigen  – einer oder eine aus dieser Gruppe wird Großbritannien wohl aus der EU führen. Und es gibt einen Favoriten für den Job als Parteichef der Tories, der dann auch Premierminister wird: Ex-Außenminister Boris Johnson, eine der Galionsfiguren der Brexit-Bewegung.

Johnson ließ sich sogar die Haare schneiden

"Ich möchte Begeisterung für konservative Werte entfachen", warb der 54-Jährige vor Ablauf der Nominierungsfrist am Montag um 18 Uhr (MESZ) in eigener Sache. Betont zurückhaltend und moderat gab sich der sonst so polternde Exzentriker zuletzt, um sich eine breite Basis zu sichern. Sogar seine wilde Mähne hatte er sich schneiden lassen. Zudem sagt er von sich, dass er der Einzige sei, der Nigel Farage, der mit seiner Brexit-Partei bei den EU-Wahlen stimmenstärkste Gruppierung wurde (33 Prozent), in dessen "Kiste zurückzwingen" könne. Die Tories landeten bei diesem Urnengang mit neun Prozent Zustimmung abgeschlagen auf Platz fünf.

Ein Spaziergang wird das Auslese-Verfahren für Johnson freilich nicht. Denn wie formulierte dessen Parteikollege Steve Norris so treffend: "Jeder mag Boris, außer die, die ihn kennen." Und so setzte der Ex-Chefdiplomat am Wochenende einen Akzent, der bei den Brexiteers gut ankommen dürfte: Er würde die vereinbarten britischen Zahlungen an die EU in der Höhe von 44 Mrd. Euro zurückhalten. Auch eine Senkung der Einkommenssteuer stellte er den Briten in Aussicht.

"Koks-Kandidat"

Schärfster Konkurrent Johnsons war zuletzt Umweltminister Michael Gove. Doch der nahm sich de facto selbst aus dem Spiel – weil er zugeben musste, vor 20 Jahren Kokain konsumiert zu haben. Und so rückte Außenminister Jeremy Hunt in die zweite Position auf, die Nachfolge von Theresa May anzutreten.

Neuer Tory-Chef bis Ende Juli

Ab jetzt sind jedenfalls die Parlamentsabgeordneten der Konservativen am Zug. In mehreren Wahlgängen wird die Kandidatenschar auf zwei begrenzt. Diese stellen sich dann den rund 80.000 Tory-Mitgliedern der Urwahl.

Im Anschluss daran (Ende Juli) wird die Queen den neuen Parteichef oder die neue Parteichefin mit der Regierungsbildung beauftragen. Ein neuer Premier muss sich im Parlament einer Abstimmung unterziehen, wo die Tories die Mehrheit haben.

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