Politik/Ausland

Baghdadi-Tod: Wer wird Nachfolger des Terror-Fürsten?

Mit der Tötung von Abu Bakr al-Baghdadi hat die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ihren Anführer verloren. Nach Einschätzung von Experten kommen nur wenige Mitglieder der Extremisten für die Nachfolge des selbsternannten Kalifen infrage. Schließlich wurde auch Baghdadis rechte Hand, der IS-Sprecher Abu Hassan al-Muhajir, bei einem US-Militäreinsatz in Syrien getötet.

Nach Ansicht des irakischen Dschihadismus-Experten Hisham al-Hashemi zählen zu den möglichen Nachfolgern der Tunesier Abu Othman al-Tunsi und der Saudi-Araber Abu Saleh al-Jusravi, der auch bekannt ist als Hadj Abdallah. Ersterer steht dem Schura-Rat vor, der in der IS-Struktur Beratungsaufgaben hat, während Jusravi den Rat der Delegierten leitet, der innerhalb der Organisation Exekutivfunktionen ausübt.

Beide haben aber laut Hashemi aber den großen Nachteil, dass sie nicht aus Syrien oder dem Irak stammen, wo die Gruppe vor allem verwurzelt ist. Das könnte laut dem Experten zu Abspaltungen führen.

Ein weiterer möglicher Nachfolger ist der frühere irakische Offizier Abdallah Kardash, der 2004 mit Baghdadi im US-Militärgefängnis Bucca inhaftiert war. In einer Erklärung des IS-Propagandamediums Amaq wurde er vor einigen Monaten als designierter Nachfolger Baghdadis genannt. Doch gilt die Amaq-Erklärung als möglicherweise gefälscht – im Jahr 2017 hatten mehrere Familienmitglieder mitgeteilt, Kardash sei tot.

Trump: Auch erster Stellvertreter getötet

Laut Donald Trump haben US-Soldaten haben auch die "Nummer eins" unter den möglichen Nachfolgern von Baghdadi getötet. Dies sei "höchstwahrscheinlich", erklärte der US-Präsident auf Twitter, ohne die Identität des Mannes zu nennen.

Die Kurdenmiliz YPG hatte am Sonntag jedenfalls mitgeteilt, IS-Sprecher Abu al-Hassan al-Muhajir sei getötet worden. Muhajir galt als eine der wichtigsten Figuren im IS.

Seebestattung

Die sterblichen Überreste von Baghdadi sind am Montag auf hoher See bestattet worden. Dies verlautete am Montag aus dem Pentagon. Genauere Angaben zu Ort und Verlauf der Bestattung Baghdadis wurden aber nicht gemacht.

Der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, hatte zuvor bei einer Pressekonferenz gesagt, die "Beseitigung" von Baghdadis Überresten sei "angemessen" gehandhabt worden und abgeschlossen.

Der IS-Chef hatte sich in der Nacht zum Sonntag bei einem US-Militärangriff auf sein Versteck im Nordwesten von Syrien – und damit unweit der syrisch-türkischen Grenze – durch Zünden einer Sprengstoffweste selbst getötet.

Seine Bestattung erinnert an jene von Osama bin Laden: Auch die Überreste des 2011 bei einem US-Militäreinsatz in Pakistan getöteten Chefs der Al-Kaida waren im Meer beigesetzt worden.