Auch Papst Franziskus war einst verliebt
Eigentlich wollten seine Großeltern schon im Oktober 1927 aus Italien auswandern. Von Genua aus sollte es mit dem Ozeandampfer Principessa Mafalda nach Argentinien gehen. Der Großvater hatte aber zu dem Zeitpunkt noch nicht das nötige Geld beisammen, weswegen die Auswanderung verschoben werden musste. Und das erwies sich als glückliche Fügung, denn die Principessa Mafalda kenterte vor Brasiliens Küste und 300 Migranten ertranken dabei.
Redseliger Papst
Erzählt wird diese Anekdote von Papst Franziskus (86) in der Autobiografie „Leben – Meine Geschichte in der Geschichte“, die er zusammen mit dem Vatikanisten Fabio Marchese Ragona geschrieben hat. Erscheint wird sie am 19. März zeitgleich in den USA in Südamerika und in vielen europäischen Länder, darunter auch Österreich und Deutschland. Franziskus ist unter den Päpsten zweifelsohne der redseligste, der offenste und zugänglichste. Gerne stellt er sich für Interviews zur Verfügung, wobei diese ab und zu auch für einen gewissen Wirbel sorgen.
Der bisher letzte ist noch keine Woche alt – gemeint ist das Interview, dass er in der Vorwoche dem Schweizer Rundfunk gegeben hat. In diesem ermunterte er die Ukrainer mutig zu sein und die weiße Flagge zu hissen. Worte, die nicht nur Kiew entrüsteten. Franziskus’ Staatssekretär Pietro Parolin versuchte die Aussage zurechtzurücken, so richtig gelang es ihm aber nicht. In dieser Autobiografie erzählt der Heilige Vater viel von seiner Familie, seinem Privatleben und dem Leben in Argentinien.
Zum Beispiel, wie er während der mörderischen Militärjunta gefährdeten Menschen half. Alles begann mit drei Seminaristen, die er versteckt hatte. „Und diese halfen mir, weitere Seminaristen aufzunehmen und zu retten.“ Er war sich ziemlich sicher, dass ihm die Geheimdienste nachspionierten, weswegen er am Telefon sehr vorsichtig war. „Eines Tages brachte man mir einen jungen Mann, der aus Argentinien flüchten musste. Ich bemerkte, dass er mir ähnlich sah, und so gelang es mir ihn als Priester gekleidet und mit meinem Ausweis ausgestattet, ausreisen zu lassen. Ich war ein großes Risiko eingegangen. Wäre das aufgeflogen, hätten sie den Mann getötet und wären dann zu mir gekommen.“
Für zwei Jesuiten war er sogar bei dem berüchtigten und brutalen Admiral Emilio Eduardo Massera vorstellig geworden. Und auch in diesem Fall gelang es ihm, sie frei zu bekommen und ihre Flucht zu organisieren. Eine Rettungsaktion, die ihm bei seiner sehr verehrten Lehrerin stattdessen nicht gelang.
Den Kopf verdreht
Esther hieß sie, „eine wundervolle Frau. Eine Kommunistin und Atheistin, aber eine sehr respektvolle“. Sie gehört zu den unzähligen Opfern der Militärjunta, deren Körper aus den Flugzeugen ins Meer geworfen wurden. Und dann ist da noch die Liebe.
Auch Papst Franziskus hatte ein Leben vor seiner Berufung gehabt. Zu diesem gehörte auch eine Freundin.
Mit dem Eintritt ins Seminar dachte er, dieses Kapitel sei nun abgeschlossen. Doch er irrte, die Liebe suchte ihn noch einmal, und zwar im ersten Seminarjahr auf. Er war auf der Hochzeit seines Onkel, als er eine junge Frau sah, deren Schönheit und Intelligenz ihn nicht nur blendete, sondern regelrecht den Kopf verdrehte. „Eine Woche lang hatte ich ihr Antlitz ständig vor Augen, und es fiel mir schwer, zu beten. Zum Glück verging das und ich widmete mich wieder mit Leib und Seele meiner Berufung.“