Wie hält sich der Honda Civic im KURIER-Dauertest?
Von Christian Vavra
Der freundliche Zeitgenosse in der Motor-Redaktion, in Weiß gehalten und schwarz befelgt, nähert sich zügig der 25.000 km-Marke. Das Fahrtenbuch ist mittlerweile auch in der Kommentarspalte gut gefüllt.
Und da haben sich gegenüber der Vorstellung des Civic, erschienen hierorts am 12. Oktober 2017, praktisch alle freundlichen Aspekte noch verfestigt. Der wiewohl kleinvolumige Motor ist ein Quell der Drehfreude und der Dynamik, ab etwas mehr als 2000 Touren bereits turbo-assistiert. Der erstaunlich niedrige Durchschnittsverbrauch hat sich noch um ein Zehntel ermäßigt und beträgt jetzt sehr, sehr herzeigbare 7,1 l/100 km, aller Dynamik zum Trotz. Auf einen Schraubverschluss am Tank hat Honda übrigens verzichtet, es sind die Kleinigkeiten, die das Ding interessant machen.
Getriebe und Lenkung sind das, was als sehr präzise gepriesen wird, im Überschwang womöglich auch knackig. Die Fahrwerksabstimmung ist stramm, aber nicht unkomfortabel, da hätte es den „Dynamik“-Modus gar nicht gebraucht (über den „Eco“ mag man diskutieren).
Sehr geräumig
Weitere dicke Pluspunkte im Büchlein: Viel Platz in Innen- und Kofferraum (sowie, es sei nicht vergessen, in der großen Ablage unter der Armstütze vorn), ansprechende Cockpit- und Armaturengestaltung, in der Version Sport sehr üppige Serienausstattung (induktives Smartphone-Laden usw.) sowie ein grundsolider Preis. Alles in allem: In der Kompaktklasse oder vielleicht schon eher: unteren Mittelklasse, wo sich sämtliche Hersteller tummeln, ein sehr kompetitives Angebot.
Da es aber keine Rosen ohne Dornen gibt, haben auch die Sensiblen der Motor-Redaktion bereits kleine Verletzungen festgehalten. Die Sitzbezüge sind schmutzanfällig, das Navigationssystem braucht manchmal Ewigkeiten, um den tatsächlichen Standort des Civic zu eruieren. Wie bei fast allen Herstellern der Welt derzeit sorgt die Verkehrszeichenerkennung mitunter für mehr Heiterkeit als brauchbare Information. Noch dazu, wo sich die beiden Anzeigen (beim Tacho und am Navi-Schirm) ziemlich oft uneinig sind. So sollte künftiges autonomes Fahren eher nicht probiert werden, auch wenn umgekehrt vor allem der Notbremsassistent sehr schnell und zuverlässig arbeitet. Die Einparkhilfe vorne neigt vor allem bei Nässe zu rätselhaften Fehlalarmen (ein Zusammenhang ist ungeklärt), während die Querverkehrs-Anzeige hinten bei Parklücken und ähnlichem ausgezeichnet arbeitet.
Mehrfach bemängelt wurde, dass sowohl am Lenkrad als auch am zentralen Bildschirm die Lautstärke des Radios nicht mit einem simplen Drehrad justiert werden kann, sondern mit Tasten stufenweise getippt werden muss. Und dann ist da noch eine grämlich belehrende Frauenstimme (hörbar mitteldeutscher Provenienz), die gerne ungefragt Anweisungen erteilt („Bitte das Bremspedal treten, um die Feststellbremse zu lösen“). Tante Honda ist da vielleicht ein bisschen zu vorsichtig, das gilt auch für einzelne Menü-Unterfunktionen wie Smartphone verbinden usw.
Wir werden versuchen, sie bis ins Frühjahr nicht zu sehr zu reizen.
Technische Daten
Antrieb: 4 Zylinder, Benzin, 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Turbolader, Ladeluftkühler, Alu-Zylinderkopf und -block;
Hubraum: 1498 cm³
PS/kW: 182 PS/134 kW
maximales Drehmoment:240 Nm bei 1900 U/min
Frontantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe;
Spitze 220 km/h, 0 – 100 in 8,3 Sekunden; Euro 6.
Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, Hilfsrahmen, vorn McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, hinten Verbundlenkerachse, vorn/hinten Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisatoren, Scheibenbremsen (vorn innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung, ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm ( ESP).
Maße (L x B x H):4518 x 1799 x 1434 mm
Wendekreis: 11,8 m
Radstand: 2697 mm
Kofferraum: 420–1187 l
Gewicht: 1357 kg/Gesamtgewicht: 1760 kg
Tankinhalt: 46 l
Normverbr.: 5,8 l/100 km 133 g/km CO²
Testverbr.: 7,1 l/100 km
Preis: 28.990 €/Preis Testwagen:29.839 €
Motorbezogene Versicherungssteuer:865,44 €