Wenn Männer nicht einparken können – und Frauen auch nicht
Von Agnes Preusser
Bei der Familienfeier kam kürzlich Schwager P. mit gesenktem Kopf in den Garten geschlichen. Er war mit dem Auto gegen das Garagentor seiner Schwiegereltern gekracht und hatte es verbeult.
Es passierte das, was zwangsläufig passieren musste: Meine beiden Geschwister und ich – einzeln sind wir sehr liebenswerte Personen – verwandelten uns angesichts der Möglichkeit, uns gemeinsam über jemanden lustig machen zu können, in das Triumvirat des Bösen. Wie die gemein kichernden Hyänen aus König der Löwen fielen wir über P. her. „Zum Glück ist uns das nicht passiert“, heuchelten wir erst Mitgefühl, um dann mit „wir haben es aber auch schon seit 30 Jahren ohne geschafft“, wieder in lachendes Geheul auszubrechen. Der Schwager ertrug es stoisch.
In Wahrheit gibt es natürlich auch in der eigenen Historie das eine oder andere Park-Missgeschick. Unvergessen etwa der Versuch, mit der besten Freundin kurz nach dem Führerscheinerwerb Eis für eine Party zu holen. Direkt vor dem Eissalon war ein Parkplatz frei – die Straße war sehr abschüssig.
Nach 20 Mal hin- und zurückschieben wurden die Dialoge zunehmend schreiender und panischer. „Wie muss ich einschlagen?“ – „Nach links!“ – „So?“ – „Nein, das andere links“ – „Was soll ich machen?“ – „BREMSEN!“. Irgendwann kamen wir zum Stehen, einzelne Leute vorm Eissalon klatschten frenetisch. Mit hochrotem Kopf entschlossen wir, dass uns das Aussteigen zu peinlich sei. Wir fuhren ohne Eis zur Party und murmelten etwas von „zu viele Leute in der Schlange“.
Bei der Familienfeier mit dem Garagenvorfall gab es übrigens Torte statt Eis. Beim Eissalon auf der abschüssigen Straße hat sich das Anstellen wegen zu vieler Leute einfach nicht ausgezahlt.