Warum Wetterpanorama und Kontaktanzeigen bei Vor-Weihnachtsstress helfen
Von Anja Kröll
Lieblingsfeststellung der Menschen dieser Tage: In nicht einmal zwei Monaten ist Weihnachten! Für die Familie stellen sich folgende Fragen somit täglich: Was gibt‘s zu Essen? Was wird geschenkt? Warum besuchst du uns erst am zweiten Weihnachtsfeiertag?
Ich begehe den Heiligen Abend ja eher unter dem Motto: Hauptsache z’amm unterm Baum. Stehe damit aber meist allein da. Darum entfliehe ich dem Kling-Glöcklein-Klingelingeling-Wahnsinn mit gekonnter Tiefenentspannung und folgenden erprobten Exit-Strategien.
Wetterpanorama schauen. Es gibt nichts Beruhigenderes, als das Auge dank Kamera über den Volksgarten, die verschneiten Hänge des Kitzsteinhorns oder unbekannte Plätze, deren Namen man sofort wieder vergisst, schweifen zu lassen. Für die Volksmusikbeschallung gibt es die Mute-Taste.
Zweitens: Kontakt-Anzeigen lesen. Nix da jetzt mit Tinder oder einer anderen Dating-App. Ganz altmodische Kontakt-Anzeigen in Zeitungen und Magazinen. So viel Psychoanalyse auf drei Zeilen kriegen sie sonst nirgendwo geboten. Wie etwa bei Julia, 62, verwitwet, vollbusig, lieblich und umzugsbereit sucht ihr Glück. Seither frage ich mich, ob die vollbusige Julia noch immer auf ihren gepackten Koffern sitzt, oder schon in die Wohnung des Mannes ihres Glücks eingezogen ist.
Oder folgende Annonce: „Ich bin 50 Jahre, sportlich und suche reife, mollige Partnerin zwischen 40 und 75 Jahren.“
Ja, was jetzt? Reif? Mit 40? Oder doch 75? Aber Zahlen und Alterssprünge sind ohnehin nur Schall und Rauch. Bleibt die Frage, ob die umzugswillige Julia und der sportliche Fünfziger bis Weihnachten ihr Glück gefunden haben.
Ich glaub, ich geh doch wieder Wetterpanorama schauen.