Lila Stunden
Von Katharina Salzer
Jahr für Jahr. Mutter und Großmutter – einmal im Jahr gingen sie auf den St. Marxer Friedhof in Wien. Das war ein großes Ding. Tagelang wurde über den richtigen Termin gesprochen. Die Fliederblüte zog sie beide an. Die Kinder waren – zum richtigen Termin – in der Schule. Und so blieben die üppige Blüte und der Biedermeier-Friedhof für die Jüngsten lange Jahre ein Mysterium. Was machen die da bloß?
Dabei ist es so einfach: An keinem anderen Ort in Wien gibt es so viel Flieder auf engstem Raum. Es duftet, es ist wunderschön. Der Friedhof ist längst aufgelassen und heute (nur noch) Gedenkstätte und Erholungsraum. Die Grabsteine – darunter auch Prominente – gibt es aber, vom Flieder umrankt. Sie werden nach und nach restauriert. Jedenfalls ist jetzt der richtige Termin, für einen Spaziergang durch die vom Verkehr umtoste Oase.
Immer früher. An der Fliederblüte kann man übrigens eine Krise festmachen. Im Jahr 2019 meldete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), dass der Flieder mehr als eine Woche früher blüht als sonst. Nicht nur der Flieder ist „betroffen“: Die Klimaerwärmung hat die Vegetationsperiode in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten bereits um zwei bis drei Wochen verlängert.
Geburtstagsblume. Das ist schlecht, denn er verblüht dann auch früher im Jahr wieder. Flieder ist aber in der Familie eine Geburtstagsblume und der Tag des Überreichens steht fest. Fliederfladern – im eigenen Garten – gehört dazu. Heuer geht es sich aus. Dank des Aprilwetters, ist es kein Problem.
Tipp. Hier können Sie im Flieder schwelgen: Der St. Marxer Friedhof (Leberstraße 6, 1030 Wien) ist von 6.30 bis 20 Uhr geöffnet. Es gibt ein Hundeverbot.