Das kolossale Scheitern der fünfminütigen Frisuren-Rebellion
Von Agnes Preusser
Die Rebellion in der Pubertät mittels komischer Frisur hielt damals nur fünf Minuten an – wegen eines fatalen Friseurbesuchs. Was im Alltag generell so alles schiefgehen kann, ist künftig an dieser Stelle jeden zweiten Dienstag zu lesen.
Das Teenager-Ich wollte jedenfalls einen cool-gefärbten Kurzhaarschnitt: Dafür wurde von der Friseurin das Haupthaar in dunkelviolett getaucht, seltsam abstehende Stirnfransen erstrahlten in einem bizarr leuchtenden Neon-lila. Der Anblick war von grotesker Hässlichkeit.
Es folgten Weinkrämpfe meinerseits und ein verzweifelter Vorschlag seitens der Friseurin, doch einfach darüber zu schlafen und dann zu überlegen, ob man das „modische Aussehen“ nicht behalten wolle. Die Dame mit den Scherenhänden gab schließlich auf und stellte widerwillig wieder etwas halbwegs (!) Ansehnliches her. Nicht ohne dabei passiv-aggressiv vor sich hin zu murmeln. „Vielleicht bist du noch nicht bereit, eine Trendsetterin zu sein“. Ob sie wirklich an Nachahmer glaubte oder einfach keine Lust aufs Umfärben hatte, ist bis heute ungeklärt.
Geblieben ist seither nicht nur ein Otto-Normalverbraucher-Haarschnitt mit einem spießigen Braunton, sondern auch eine latente Friseursangst. Fragen, ob man Firm Finishing Spray, Sculpting Foam oder Keratin Cream (Was bitte ist das alles?) in die Haarspitzen massiert bekommen möchte, werden stets mit „Nein“ beantwortet.
Etwas zu laut und mit Händen, die die Armlehnen des Friseurstuhls verkrampft umklammern. Man weiß ja nie, was die Haare wieder radioaktiv leuchten lässt. (Teuer ist das unaussprechliche Zeug obendrein.)
Neon-lila Stirnfransen haben sich offensichtlich bis heute nicht durchgesetzt. Es hat sich wohl auch sonst kein unfreiwilliges Versuchskaninchen dazu überreden lassen, über Nacht zum Trendsetter zu werden.