Meinung

Medien wandeln sich gerade fundamental

Rechtsruck! Linksruck! Zu kritisch! Zu unkritisch! Manipulativ! Noch nie in ihrer Geschichte waren Medien, auch der KURIER, so unmittelbar und so heftig mit den Reaktionen ihrer Leserinnen und Leser konfrontiert. Auch wenn es vielleicht anders scheint: Noch nie haben sich Medien, ob gedruckt oder digital, so ernsthaft mit den Rückmeldungen ihrer Kunden beschäftigt. Seit das Internet den Medienzugang für alle geöffnet hat, haben Politik und Medien ein Glaubwürdigkeitsproblem. Schlecht? Manchmal ist das sogar gut. Unfassbar viele Quellen sind mit Maus-Klick frei zugänglich. Jeder kann sich leicht eine eigene Meinung bilden.

Die Kehrseite: Es gibt raffinierte Manipulationsmöglichkeiten, die der breiten Bevölkerung erst langsam dämmern. Da wäre die „Echokammer“, in der man schnell gefangen ist. Internet-Portale neigen ja nicht nur dazu, mit unseren User-Daten big business zu machen, sondern auch, uns Dinge zuzuspielen, die unseren Interessen entsprechen. Schnell hat man also das Gefühl, dass alle derselben Meinung sind, nur die Medien hätten das noch immer nicht kapiert und verbreiteten Fake News. Parteien, Unternehmen, Interessengruppen und ganze Staaten versuchen im Netz zu manipulieren. Die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit verschwimmt.

Bösartigkeiten von Rechts bis Links

Auch die Aggressivität im Netz nimmt von Jahr zu Jahr zu. Kanzler („Basti“), Vizekanzler („Bumsti“), SPÖ-Chefin („Pam“) und Wiens Vizebürgermeisterin („Vassilakuh“) können davon ein Lied singen. Medien haben darauf reagiert und reduzieren ihre Redaktionen zugunsten eines Teams von „Netz-Moderatoren“, die Rassistisches und Bösartiges aus den „Postings“ herausfiltern. Wobei Hass und Spaltung keineswegs nur ein „rechtes“ Phänomen ist. Auf linker Seite ist man mit dem moralischen Herabwürdigen anderer und dem inflationären Einsetzen der Nazi-Keule auch nicht zurückhaltend.

Und die Medien? Sie steigen gerade vom hohen Ross herunter. Das ist gut. Wir im KURIER legen traditionell Wert auf Dialog mit unseren Kunden. Wir arbeiten täglich hart an „konstruktivem“ Journalismus, der nicht nur nörgelt, sondern auch Lösungen aufzeigt. Wir sind nicht rechts und nicht links, sondern bemühen uns um korrekte und faire Berichterstattung. Wir lassen alle zu Wort kommen, die etwas zu sagen haben. Aber allen alles recht machen, können wir nicht. Wollen wir auch nicht. Wir werden auch weiterhin damit leben, kritisch betrachtet zu werden. Was auch völlig in Ordnung ist. Wir sind ja Gott sei Dank nicht sakrosankt.