Kaufhaus Österreich: Bauchfleck statt Bauchladen
Von Simone Hoepke
Es ist auf die mediale Bühne gekommen wie das reinste Unterhaltungsprogramm für die Twitteria: das Kaufhaus Österreich. Ein großer Wurf schaut anders aus, die Zeichen stehen eher auf Rohrkrepierer, so die schnell verbreitete Kunde in den sozialen Medien. Spätestens jetzt wollten alle mitlästern und haben sich selbst auf kaufhaus-oesterreich.at auf Produktsuche begeben.
Treffer für die Suche nach einem Skianzug? Null, nada, niente. iPhone? Offenbar nur ein einziger Anbieter in ganz Österreich. Die weite Welt der Warenvielfalt schaut definitiv anders aus.
Damit ist das Problem auch schon skizziert. Das neue Angebot ist von der falschen Seite aus gedacht, zumindest wenn man potenzielle Kunden um ihre Meinung fragt. Erklärtes Ziel von Digitalisierungsministerin Schramböck und Wirtschaftskammerpräsident Mahrer war es, heimische Webshops sichtbar zu machen. Also eine Plattform für Klein- und Mittelbetriebe zu formen, die bereits einen Onlineshop haben. „Ich kauf’ regional – das geht auch digital!“, so der dazu passende Reim. Schließlich könne man nicht tatenlos zusehen, wie Kaufkraft an ausländische Onlineshops abfließt. Das ist zweifellos patriotisch, nur leider nicht unbedingt das, worauf die Kunden gewartet haben.
Denn Konsumenten wollen keine Webseite, auf der man nach Webseiten suchen kann, die einem eventuell das gewünschte Produkt anbieten. Sie wollen alles aus einer Hand, möglichst unkompliziert, billig und sofort.
Klingt so einfach, wie es praktisch schwer umsetzbar ist. Vor allem wenn die Produktsuche wie beim Kaufhaus Österreich über das Firmen ABC läuft, das an sich so gar nicht für diesen Zweck gebaut wurde. Positiv formuliert gibt es bei der Suchfunktion Luft nach oben. Schließlich ist es nicht im Sinne des Erfinders, dass potenzielle Käufer mitunter auch zum „Erzfeind“ Amazon weitergeleitet werden. Ministerin Margarete Schramböck versprach am Dienstag eilig, dass die Seite ständig verbessert werde.
Amazon kann man ja vieles vorwerfen. Die Steueroptimierungsprogramme rund um den Globus. Oder die Arbeitsbedingungen in den Versandzentren. Aber nicht, dass der Konzern nicht permanent an seine Nutzer denken würde. Im Grunde ist die Plattform eine riesige Suchmaschine, die von Kunden auch genau so genutzt wird. Bis es so weit war, hatte der US-Konzern allerdings Abermillionen in die Verbesserung der Abläufe gepumpt. Dagegen sind die 627.000 Euro, die in das Kaufhaus Österreich geflossen sind, ein sprichwörtliches Lercherl.
Letztlich muss man die Kirche im Dorf lassen: Wer ernsthaft geglaubt hat, dass das Kaufhaus Österreich eine Konkurrenz zu Amazon wird, glaubt auch ans Christkind.