Ein Treibhausgas-Lockdown ist wohl unvermeidlich
Betrachtet man die Beschleunigung der Erderhitzung sachlich, wird es in zehn bis zwanzig Jahren wohl einen radikalen Treibhausgas-Lockdown geben, um dem Fortbestand unserer Zivilisation eine Chance zu geben.
Seit Ende der 1970er-Jahre ist die menschengemachte Erderwärmung nachgewiesen und in der seriösen Wissenschaft unbestritten. Eigentlich hätten wir bis zum Jahr 2000 jede Nutzung fossiler Brennstoffe einstellen müssen, wovon damals aber niemand etwas hören wollte. Die Erderwärmung von 0,02 °C pro Jahr wurde als lächerlich abgetan, obwohl mathematisch begabte Menschen erkennen mussten, dass dies in 100 Jahren eine Erwärmung und 2 °C bedeutet – mit verheerenden Konsequenzen.
Erst vor rund 20 Jahren kam das Thema „Klimawandel“ in der öffentlichen Wahrnehmung an, mit der Konsequenz, dass die fossil orientierte Industrielobby (inkl. Treibstoff-, Auto- und Fluglobby) mit Desinformationskampagnen Stimmung gegen Klimarettungsmaßnahmen machte, unterstützt von Rechtspopulisten, die hier ein Betätigungsfeld für Gesellschaftsspaltung und Stimmengewinne erkannten. Durch die systematische Bearbeitung sozialer Medien war/ist diese Desinformationskampagne leider sehr erfolgreich.
Nun hat sich die Erderhitzung von 0,02 °C auf rund 0,2 °C pro Jahr erhöht. Noch können wir hoffen, dass es sich um Ausreißerjahre handelt, vieles spricht aber dafür, dass wir wohl damit umgehen müssen. Besonders Mutige können gerne ausrechnen, was das in 10, 20, 30 Jahren bedeutet. Die oft erwähnten Klima-Kipppunkte sind erreicht und ab jetzt geht’s schnell. Die dramatische Erwärmung der Weltmeere birgt zusätzliche Gefahren, die das Klima bzw. Wetter bald verrückt spielen lassen.
Unfähigkeit
Die Unfähigkeit der Politik und auch der Bevölkerung, rechtzeitig ernsthafte Maßnahmen gegen die Erderhitzung umzusetzen, führt wohl dazu, dass in etwa 10 bis 20 Jahren ein Treibhausgas-Lockdown nötig wird, bei dem radikal jede nicht unmittelbar lebensnotwendige Treibhausgasproduktion (inkl. weitreichender Flug- und Fahrverbote) gestoppt wird, begleitet von verzweifelten Versuchen, der Atmosphäre CO2 zu entziehen, ohne auf Folgewirkungen zu achten. Bleiben wir als Gesellschaft so untätig bzw. verschwenderisch wie bisher, wird uns dieser Albtraum nicht erspart bleiben. Das gilt besonders für jüngere Leute, deren Zukunft tatsächlich höchst gefährdet ist.
Mein Appell an die Politik: Handelt endlich im Sinne der Wissenschaft und zum Wohl der Bevölkerung – auch der jungen! Rechtspopulisten, gebt endlich eure verheerende Propaganda gegen notwendige Klimaschutzmaßnahmen und die Klimawandelleugnung (FPÖ) auf, die ihr ja selbst nicht glaubt! Leugnet nicht die Verursachung durch die Menschen (AfD), die ja klar auf der Hand liegt.
Wenn hier nicht alle ab sofort an einem Strang ziehen, schaut es sehr traurig aus.
Michael Praschl ist seit 1982 wissenschaftlich mit dem Klimawandel und seit 1988 beruflich mit dem Schwerpunkt „sichere und nachhaltige Mobilität“ befasst.