"Apokalypse" in Bosnien: Überschwemmungen fordern mindestens 18 Tote
Von Mirad Odobašić
Mindestens 18 Personen sind bei den Überschwemmungen in Bosnien-Herzegowina ums Leben gekommen. Starke Regenfälle in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatten dazu geführt, dass mehrere Flüsse im Zentrum und Süden des Balkan-Landes über die Ufer getreten sind und Erdrutsche verursacht haben.
Die Zahl der Todesopfer werde vermutlich noch steigen. Der Premierminister der Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) Nermin Nikšić bezeichnete die Lage als sehr ernst. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Gebiete seien in ihren Häusern gefangen, Rettungskräfte versuchten, sie zu erreichen, schrieb er auf X.
14 Leichen in Jablanica gefunden
Besonders schlimm ist die Lage in der 70 Kilometer südwestlich von Sarajevo gelegenen Kleinstadt Jablanica, wo neben äußerst heftigen Regenfällen in den Morgenstunden auch ein Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala verzeichnet wurde. Ein Sprecher der Regionalregierung sagte, die 16 Leichen seien in der Region Jablanica gefunden worden. Die Stadt ist derzeit komplett vom Rest des Landes abgeschnitten, das Bundesheer wurde hingeschickt, um erste Hilfe zu leisten.
Wie lokale Medien berichten, ist auch ein Hubschrauber des Kommando EUFOR/ALTHEA der Europäischen Union vor Ort und konnte ein Kind aus den Ruinen eines durch Hochwasser beschädigten Hauses retten.
Fotos in örtlichen Medien zeigen Erdrutsche, die Häuser bis unter das Dach unter sich begraben. Von einer Moschee war nur noch das Minarett zu sehen.
Mann ertrank in seinem Auto
Zwei weitere Opfer gibt es in Fojnica, etwa 60 Kilometer von Sarajevo entfernt. Eines der Opfer, ein älterer Mann, ertrank in seinem überschwemmten Auto.
Im Ort Kiseljak, der nur 20 Kilometer von Sarajevo entfernt ist, standen am Freitag zahlreiche Häuser, Gärten und Autos unter Wasser. Feuerwehrleute, Polizei und Rettungskräfte waren im Einsatz.
Kein Zugang zu vielen betroffenen Orten
Für einige Menschen dürfte jede Hilfe zu spät gekommen sein. Allein in Jablanica und seiner Umgebung gebe es bislang 5 Opfer des Sturms, sagte Sprecherin der Föderalen Verwaltung für Katastrophenschutz (FUCZ) Majda Kovač gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
"Der Zugang zu den Verletzten ist schwierig. Eine Person wurde in einem Auto auf der Straße eingeklemmt, der Kontakt zu ihr ist abgebrochen", sagte Kovač.
Der auflagenstärksten Zeitung Bosniens Dnevni Avaz zufolge könnte die Zahl der Toten bereits auf über 15 gestiegen sein. "Nach den Informationen, die ich vor Ort bekomme, sind bei den katastrophalen Überschwemmungen in Jablanica etwa 20 Menschen verschwunden", sagte der bosnisch-herzegowinische Verteidigungsminister Zukan Helez gegenüber dem Blatt. "Die Zahl der Opfer nimmt leider zu."
Der Premierminister der Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) Nermin Nikšić bestätigte in einer Ansprache, dass es bereits Tote gibt. Er bezeichnete die Lage als sehr ernst. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Gebiete seien in ihren Häusern gefangen, Rettungskräfte versuchten, sie zu erreichen.
"Das Wichtigste ist nun, die gefährdete Bevölkerung zu evakuieren und weiteren Schaden zu verhindern", sagte Nikšić.
Erinnerungen an die Flutkatastrophe 2014
Der Verkehr im Süden des Landes ist deutlich erschwert, zahlreiche Straßen sind komplett gesperrt. Die Regierung warnte die Bevölkerung davor, sich auf den Weg Richtung Süden zu machen.
In dem kleinen Balkan-Land werden nun Erinnerungen an die Flutkatastrophe aus dem Jahr 2014 geweckt, bei der 24 Menschen ums Leben kamen. Ein Viertel der Bevölkerung war von den Überschwemmungen betroffen, eine Million Menschen blieb tagelang ohne Trinkwasser.
Die österreichische Bundesregierung beschloss darauf, Bosnien-Herzegowina und das benachbarte Serbien, das mehr als 40 Opfer zu beklagen hatte, mit einer Million Euro zu helfen.