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Türkischer Aberglaube - Kein Abschied ohne ein Glas Wasser

Auch in der türkischen Kultur spielt der Aberglaube eine große Rolle - und deckt sich teilweise mit dem am Balkan. Über diesen hat mein Kollege Mirad Odobašić bereits geschrieben (siehe unten). Das ist allerdings kein Wunder, denn sowohl geografisch, als auch kulturell liegen diese Regionen nicht besonders weit weg voneinander.
 

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Das Händejucken wird in der Türkei genauso gedeutet wie am Balkan. Bei uns geht man sogar noch einen Schritt weiter und bezieht auch die Füße mit ein. Juckt der Fuß, kann man eigentlich schon anfangen die Koffer zu packen: Denn dieser Aberglaube besagt, dass man bald verreisen wird.

Nachts Fingernägel schneiden oder die Tasche auf dem Boden liegen lassen, war auch bei mir daheim unerwünscht. Bei mir war es meine Mutter, die mich jedes Mal ermahnte, wenn ich meine Tasche am Boden liegen ließ. "So wirst du niemals Geld haben" hieß es dann. Hätte ich jedes Mal, wenn sie das sagte, einfach einen Euro bekommen, hätte ich mir sowieso nie Sorgen um meine Finanzen machen müssen.

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Da dem aber nicht so war, helfe ich mir mit einem Dattelkern in meiner Geldbörse aus. Laut meiner Tante soll das nämlich Reichtum bringen. Ob es wirklich was bringt? Sagen wir es so: Ich bin noch in der Testphase.

Wenn jemand lange ins Leere schaut, sagt man in Österreich, man hat ins “Narrenkastl" geschaut. In der Türkei hingegen ist es ein Indiz dafür, dass man Besuch bekommen wird.

Niemals ein einzelnes Bussi geben

Indizien, welches Geschlecht ein Baby haben wird, bietet der türkische Aberglaube ebenfalls. Hat eine Frau während der Schwangerschaft Gusto auf süße Sachen, wird es ein Bub. Hat sie aber Lust auf Saures, deutet das auf ein Mädchen hin.

In der Türkei sagt man ebenfalls, dass man nie ein einzelnes Bussi geben sollte. Bekommt man nämlich nur ein Bussi auf eine Wange, heißt das, dass man, wie das Bussi, alleine sein wird. Deshalb gilt immer das Credo: Bussi links und rechts.

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Was man auch auf gar keinen Fall machen sollte ist, über wen herübersteigen – zum Beispiel, wenn jemand gerade sitzt, und man über ihn oder sie drüber gehen will. Laut Aberglaube wächst die Person, über die man drüber gestiegen ist dann nämlich nicht mehr – bei Erwachsenen vielleicht noch verkraftbar, bei Kindern allerdings eine berechtigte Angst.

Was man dafür immer machen sollte, wenn man jemand auf eine längere Reise verabschiedet ist, hinter demjenigen Wasser nachschütten. Das soll, so sagt man es, dafür Sorgen, dass man heil wieder zurück kommt. Besonders beliebt ist dieses Ritual, wenn man etwa junge Burschen in den Wehrdienst verabschiedet. Oder in meinen Fall: Wenn wir mit meiner Familie wieder nach Wien aufgebrochen sind
 

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Einer der bekanntesten türkischen Aberglauben ist wohl das „blaue Auge“, oder “Nazar boncuğu”, wie es auf Türkisch heißt. Dieses „Amulett“ soll, ganz einfach gesagt, vor bösen Blicken und „Augen“ schützen. Aber eigentlich steckt hinter diesem „Nazar”-Glauben noch viel mehr. Dazu mehr aber ein anderes Mal.