Hohenlohes auf Genuss-Tour: Von Italien bis in die Provence
Von Karl Hohenlohe
Das Schöne an Frankreich ist Frankreich, aber noch sind wir nicht da. Von Italien aus überquerten wir einen abenteuerlichen Pass – Kühe, Serpentinen und Käsemärkte inklusive. Das heißt, Märkte ist etwas übertrieben, es gab einen Markt, mit gefühlten 112 Kleiderstandln mit den modischen Klassikern der Jahrtausendwende und einem Käse-Stand, der deswegen so leicht zu finden war, weil man immer nur der Nase nach gehen musste.
Ich liebe gereifte, geruchsintensive Käsesorten, aber wenn man sie ein paar Stunden im bayerischen Auto mit sich führt, verhält es sich wie in den einschlägigen TV-Krimiserien, die meistens „Wenn Liebe zu Hass wird“, heißen. Nach der letzten Kehre verschwanden die letzten fünf Deka Époisses im Mistkübel eines Bergdorfes und es würde mich nicht wundern, wenn die meisten Einwohner nunmehr nicht mehr am Leben sind.
Was einem in Frankreich sofort auffällt, ist der Unterschied zu den italienischen Autobahngebührbezahlstationen – hier funktionieren sie. In Italien eigentlich auch, aber bei der letzten Station hatten wir uns gerade acht Minuten angestellt, als plötzlich zwei Reinigungskräfte ganz langsam auf unsere Reihe zuschlenderten, in Zeitlupenbewegung ein Schild mit „Chiuso“ vor uns auf den Schranken hängten und dann noch wesentlich langsamer mit symbolischen Reinigungsbewegungen ans Werk gingen. Das heißt also, sieben Autos im Rückwärtsgang raus und erneut woanders einfädeln und, jawohl, die Italiener hupen gerne.
Jetzt in Frankreich: Man fährt vor, hält die Kreditkarte hin und der Schranken geht auf. Vielleicht wurden 15.000 Euro abgebucht, man hat keine Ahnung, aber der Schranken geht auf und alles andere ist egal. Gar nicht egal ist uns die Restaurantdichte in der Provence. Auf jedem Dorfplatz rittern zumindest drei Bistros um zahlreiche Kunden, wie überall auf der Welt: Qualität siegt.
Und schon sind wir wieder unterwegs, eine schöne Stadt, ein pittoreskes Dörfchen reiht sich an das andere und wir bleiben bei dem ehemaligen Kloster mit seinem berühmten Garten stehen. Endlich kann ich Martina inmitten eines riesigen Lavendelfeldes fotografieren und wenn ich auf den Auslöser gedrückt hatte, wäre es eine wunderbare Aufnahme geworden.
Von der Provence geht es nun unaufhaltsam Richtung Cote d'azur. Vereinzelte Baustellen sind mit kleinen Ampeln gesichert, die relativ rasch von Nix auf Rot umschalten, aber man gewöhnt sich daran. Und wartet. Dann plötzlich blinkt ein gelbes Licht und während man auf das grüne Licht wartet, entfacht man ein wütendes Hupkonzert. Nach der achten Ampel und dem achten, wütenden Hupkonzert schlossen wir blitzschnell, dass in Frankreich das blinkende Gelb das österreichische Grün ist, und von nun an ging alles viel schneller.
Unterkunft
– Das Relais & Chateau Hotel La Bonne Étape, ehemalige Poststation, ist ein kleines, charmantes Hotel mit guter Küche. Familie Gleize führt das Haus seit Generationen, die nächste ist am Zug, denn die Tochter Jane steht bereits mit in der Küche. Die Zimmer sind gemütlich eingerichtet, das Schwimmbad und der Wellnessbereich bieten nach einem Sightseeingtag ausreichend Möglichkeiten der Entspannung.
Wodurch sich dieses Haus von anderen unterscheidet? An der besonders freundlichen und familiären Atmosphäre, die die Familie Gleize ausstrahlt.
– Le Couvent des Minimes Hôtel & Spa L'Occitane ist ein ehemaliges Nonnenkloster aus dem Jahr 1613 im idyllischen Dorf Mane. Es wurde nach umfangreichen Renovierungsarbeiten zum Teil wieder geöffnet, das große Opening steht im Herbst an. Vom Mistral durch den Roc de Volx geschützt, ist das Haus eine Mischung aus mittelalterlicher Architektur und modernem Design.
Alte Fassaden, hundertjährige terrassenförmige Gärten und der höher gelegene Kreuzweg machen es ziemlich einzigartig. Außenpool, Terrasse, Spa.
Essen
– Im Restaurant La Bonne Étape wird eine provencalische Küche zelebriert: regionale Zutaten, klassisch französisch zubereitet, inklusive moderner Techniken. Gelernt hat der Küchenchef Jany Gleize bei Größen wie Pierre und Jean Troisgros in Roanne, Alain Chapel in Mionnay und bei Michel Guérard.
1989 wird Jany Gleize vom französischen Staatspräsidenten François Mitterrand eingeladen, das Abendessen für die Staatschefs zur Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution vorzubereiten.
In Gleizes Gemüse- und Kräutergarten duftet alles intensiv. Fisch und Fleisch kommen aus der Gegend. Die Basis der Küche ist Großmutter Gabrielle, die die rustikale Landküche gekonnt zelebrierte. Mit den Nachspeisen – darunter Lavendelhonig-Eis, das in einem Bienenstock serviert wird – ehrt den Vater, den Confiseur Pierre.
– Das L'Araignée Gourmande ist ein großes Dorfhaus mit gediegener Einrichtung. Mickaelle Chouin ist die geborene Gastgeberin und Thierry, ihr Mann, bietet eine ehrliche, regionale Küche, wie zum Beispiel knackiger Spargel mit Ei, Seehechtsteak auf Artischockenpüree, weicher Kaninchenrücken auf einem Kumquat-Kochsud. Eine kleine Weinkarte mit angemessenen Preisen. Adresse: 8 rue de la Paix, 05300 Laragne Montéglin
Trinken
Mag sein, dass man sich unter „Trinken“ etwas anderes erwartet, aber dieses Öl gehört hierher. Im Herzen der Haute Provence und im Durance-Tal produziert Le Moulin Fortuné Arizzi reines Terroir-Bio-Olivenöl extra vergine. Die handgepflückten Oliven werden ausschließlich im November und Dezember geerntet und in der Mühle des Gutes gepresst. Aus den Sorten Aglandau, Picholine und Frantoïo entsteht ein harmonisches, kräftig-fruchtiges Öl, das universell einsetzbar ist. Außerdem gibt es Führungen und ein Video über die Prdouktion.
Wein
Die Provence ist der größte Produzent von Roséweinen in Frankreich. Die meist extrem kargen Bodenverhältnisse, hohe Trockenheit und der mitunter sehr heftige Wind prägen die Landschaft und auch die Weine. In der Provence, deren Namen sich daraus ableitet, dass diese Gegend lange Zeit eine römische Provinz war, hat man die Kunst des Weinbaus von den einstigen Eroberern erlernt.
Die Top 5 der blassrosa Weine
- Domaine Tempier Bandol
- Chateau Romassan
- Mirabeau
- La Bastide Blanche Bandol
- Miraval
Schon sehen wir das erste Mal das Meer und meine Frau ruft immer, wenn sie das erste Mal das Meer sieht: „Schau, das Meer!“. Seit zehn Tagen besucht unsere Tochter einen kostenintensiven Sprachkurs in Nizza, auf mein wohlmeinendes „Tu parles francais?“ zwickt sie die Augen zusammen und zuckt mit den Schultern. Ich kann eine Fehlinvestition nicht ganz ausschließen. Egal, wir verbringen zwei wunderbare Tage mit ihr, dann sage ich „Au revoir!“, sie zwickt die Augen zusammen, zuckt mit den Schultern und wir fahren weiter.
Mehr davon im dritten Teil nächste Woche.
Der Artikel und weitere Beiträge sind auch auf Martina Hohenlohes Homepage Martina's Kochsalon zu finden.