Leben/Reise

Langlauf in Obertilliach: Die wichtigsten Tipps und Tricks vom Experten

Fit mit Virgil – dieses Fazit kann man nach zwei intensiven Trainingstagen mit Virgil Schneider ziehen. Wobei: Fit ist nur Virgil, man selbst ist – geschlaucht. Die Oberschenkel brennen und die Sportuhr flüstert einem zu, dass man doch weniger in Form ist, als man selbst glaubt.

Aber okay, dafür ist man hier, in Obertilliach. Um das Langlaufen zu lernen – von einem, der es kann. Ein Tag Skating und ein Tag Klassisch, um als Debütant die passende Gangart für sich zu finden.

Alle Inhalte anzeigen

„Nicht so dick wie beim Skifahren, sonst gibt’s einen Hitzestau.“

Virgil Schneider
über Bekleidung beim Langlaufen

Das bizarr schöne Dorf in den Osttiroler Bergen gilt als eines der besten Langlauf- und Biathlonzentren in Österreich. Und Schneider ist das, was man ein Urgestein nennt. Er kennt jeden Loipenkilometer, mit sechzig sind das in seiner Heimat recht viele.

Bevor es auf den Schnee geht, geht es um Kleidung und Ausrüstung. Man sollte mehrere dünne Schichten anziehen. „Nicht so dick wie beim Skifahren, sonst gibt’s einen Hitzestau“, sagt Virgil. Beim Material – Stock, Schuh und Ski – stellt sich die Frage: Klassisch oder Skating? Je nach Langlauftechnik greift man zu einem anderen Ski.

Ein Unterschied: Bei Klassisch, dem traditionellen Stil, läuft man in zwei parallelen Spuren, Skating braucht mehr Platz auf einer breiteren, präparierten Loipe.

Klassik-Ski: Schuppen oder Fell?

Anfänger im Klassik-Stil müssen sich zwischen Fellski und Schuppenski entscheiden. Bei Variante zwei ist eine starre Schuppenform auf Höhe der Bindung in den Belag gefräst. Damit hat man zwar mehr Speed als mit Fell, aber auch weniger Grip. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein reiner Anfänger mit einem Fellstreifen drunter gut beraten ist“, sagt Virgil.

Nun wird im Start- und Zielbereich des Langlauf- und Biathlonzentrums fleißig aufgewärmt. Es geht darum, sich mit Ski und Schnee vertraut zu machen. „Wir schulen das Gleichgewicht und lernen das Gleiten.“ Virgil zeigt Übungen vor, etwa den Diagonalschritt, den man beim Classic-Stil braucht. Zwischenbilanz: Gut für Anfänger, erinnert ein bisserl an Wandern.

Alle Inhalte anzeigen

Wechsel auf Skating-Ski

Nun werden die kürzeren Skating-Latten angeschnallt. Bei einer Übung bleibt ein Ski in der Spur, mit dem anderen drückt man sich mit der Kante des Skis ab. „Und jetzt ohne Stockeinsatz.“ Die Übungen zeigen gnadenlos auf, ob man die Technik sauber ausführt.

Virgil ist seit kurzem in Pension, aber vielbeschäftigt. Der gelernte Holzbildhauer hat eine Landwirtschaft in Obertilliach. Früher war er bei der Skischule beschäftigt, heute ist er Trainer bei der Sportunion. Im Winter bietet er zudem Konditionstraining an. Die Fitness ist wichtig, Langlaufen ein Kraftausdauersport. „Und es ist Balance gefragt, überhaupt beim Skaten.“ Wer gut eislaufen kann, dem falle der Schlittschuhschritt beim Skaten leichter. Grundsätzlich gilt: Herantasten, im ebenen Gelände üben. Auch das Bremsen und Kurvenfahren muss gelernt sein. „Dass ich nicht gleich in eine Abfahrt reinschieße und es mich hinhaut, dann verliere ich die Lust am Langlaufen“.

Nun geht es auf die Schwalenrunde nach Leiten. Entlang der Gail, durch den Wald. 4,1 Kilometer. Klingt kurz, aber „Anfänger unterschätzen oft die Loipenlänge. Lieber kurze Strecken wählen, Pause machen, trinken. Dann langsam steigern.“

Anreise Mit dem Zug nach Lienz, umweltfreundlich weiter mit dem „Flugs E-Carsharing“ nach Obertilliach, flugs.moqo.de

250 Kilometer umfasst das Loipennetz in Osttirol, Obertilliach bietet davon 60 km. Infos zum Skiverleih und Loipentickets auf osttirol.com. Eine Karte zeigt  Loipen, inkl. Infos über Länge,  Höhenmeter, Beschneiung und Schwierigkeit. Tipp: die „Grenzlandloipe“

Packages Z. B. „Langlauf Safari Osttirol“,  3 N inkl. Langlaufpass Osttirol, ab 156  € p. P.

Virgil zeigt bergab Bremstechniken. „Sportliche laufen die Anstiege im Eins-Einser“ – bei jedem Beinabdruck ein Stockeinsatz, er zeigt es vor.

Auf der Loipe fällt dann oft ein „Griaß di“, den Virgil kennt man. Was auffällt: Bei Entgegenkommenden schaut alles easy aus. Obertilliacher haben das Langlauf-Gen.

Rund zwei Loipenkilometer sind bereits offen

Sobald die Temperaturen es erlauben, werden die Schneereserven aus dem vergangenen Winter aufgetragen. Das ist heuer bereits passiert, zwei Loipenkilometer sind geöffnet. „Es sind schon ein Haufen Nachwuchssportler und Biathleten vor Ort.“

Rücksicht Alle Langläufer müssen sich so verhalten, dass niemand gefährdet oder geschädigt wird

Beschilderung Markierungen  unbedingt beachten, die Laufrichtung und Lauftechnik sind einzuhalten

Gegenverkehr und Überholen Überholt werden darf rechts oder links, bei Begegnungen  nach rechts ausweichen. Der abfahrende Langläufer hat Vorrang

Tempo Halten Sie einen Sicherheitsabstand ein

Stockführung Bei engen Abschnitten und bei Gegenverkehr soll man die Stöcke eng am Körper führen

Fazit: Die Technik ist das Um und Auf, egal welcher Stil. Sauber ausgeführt, steht man stabiler auf dem Ski, spart Kraft. Persönlich bevorzugter Stil? Skating, weil sportlicher. Und mit dem gleichmäßigen Dahingleiten kommt auch die nötige Ruhe, der Blick fällt öfter auf die Winterlandschaft. Und die ist im Lesachtal – trotz Balanceübungen – umwerfend.

Winterliche Höhepunkte Am 30. November  ziehen die Krampusse durch Obertilliach, am 7. /8. Dezember findet der Biathlon Austriacup satt. Am 28. Dezember feiert man  die Bergweihnacht in Kartitsch, von 9. bis 12. Jänner 2025 finden ebendort die Winterwandertage mit Wanderführer statt.  Und am 17. Jänner folgt der legendäre Dolomitenlauf (Bild)
 

Alle Inhalte anzeigen

.