Leben/Reise

Albanien im Reise-Fokus: Wo liegt Shqipëri?

Mu në bashtën tënde ... Eine Frau namens Gladiola singt ihren touristischen Besuchern das Lied von irgendeinem Garten, in dem zwei Liebende in gegenseitiger Gesellschaft sind – ganz genau lässt sich das nicht klären. Einerseits, weil dieses traditionelle Lied von der Türkei aus den gesamten Balkan erobert hat, überall mit Textvariationen, mal mehr Liebe, mal mehr Krieg, mal mehr Leid, mal mehr Freude.

Andererseits, weil man hier im UNESCO-Kulturerbe Berat nicht ist, um Liedtexte zu erörtern. Sondern wegen der Stadtviertel Mangalem, Gorica und Kalaja, in denen weiße, alte Häuser osmanischen Stils stehen, mit den vielen Fenstern (Berat: „Stadt der tausend Fenster“), Neubauten verboten. Kalaja heißt Burg und thront zweihundert Meter über der restlichen Stadt auf einem Hügel. Hier wohnt Gladiola in altem Gemäuer mit Geschichte (etwa als gleichzeitig Italo-Faschisten und Nazi-Soldaten darin residierten), kredenzt Touristen Raki und Süßes – oder singt (wenn man lieb fragt).

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Dieses Gemenge aus historischer Architektur, Besatzer-Anekdoten und Vielvölker-Lied erklärt Albanien ganz gut. Erstens: Mu në bashtën tënde, wir lernen: Albanisch ist eine eigenständige Sprache, mit keiner anderen direkt verwandt, aber mit den Dialektgruppen Toskisch und Gegisch. Auf Albanisch heißt Albanien Shqipëri. Die Währung heißt Lek, das Staatsgebiet wurde erst 1913 (nach der Unabhängigkeit 1912) definiert. 

Jahrzehntelang eine Diktatur

Eigentlich wissen die meisten nur von der ultrasozialistischen Diktatur unter Enver Hoxha, der das Land vierzig Jahre regierte und in die vollkommene Isolation geführt hat. Und dass die Hauptstadt Tirana heißt.

Mit der Hauptstadt wollen wir uns hier nicht aufhalten, es wird ohnehin immer zu viel über die Hauptstädte gesprochen. Nur so viel: Tiranas Zentrum ist ein herausgeputzter und fabelhafter Mix aus osmanischen, italienischen und kommunistischen Bauten, gespickt mit viel Modernem. Eine Reise wert.

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Badeurlaub?

An der Hoxha-Ära hingegen kommt man nicht vorbei, wenn man sich nur ein wenig für Weltgeschichte interessiert. Und das sollte man in Albanien. Denn ja, die Küste der südlichen Adria und des Ionischen Meers ist bezaubernd. Aber dort liegen etwa auch viele der unzähligen Bunker (es kursieren Mengenangaben von siebzig- bis siebenhunderttausend), die Diktator Hoxha errichten ließ. Und diese Diskrepanz aus Geschichte und Naturjuwel löst sich nur für den interessierten Reisenden auf.

Obwohl dem gegenüber natürlich Strände, Strände, Strände stehen. Albanien hat sich als Badedestination herausgeputzt – teils mit der Hotelmeile, die man befürchten musste. Aber auch mit überschaubarer Bauhöhe und schmucken Einzelprojekten (Tipp: Epidamn White Sensation), außerdem mit der viel bewunderten albanischen Riviera im Süden des Landes. Das Meer ist wunderschön und die Strände werden während der Hochsaison bestimmt perfekt zusammengeräumt – wie überall. Abseits dieser Saison oder dieser Strände ist noch ein problematischer Umgang mit Müll zu erkennen.

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Noch besser als für reinen Plitschplatschurlaub eignet sich Albanien aber eben für Baden-mit-was-Anschauen. Auch, weil alles ziemlich nahe liegt: Das Land misst ein Drittel von Österreich. Die Berge sind immer in Blickweite der Küste, interessante Stätten auch als Halbtagesausflug zu erledigen. Neben Berat ist das zum Beispiel die Ausgrabung von Apollonia: Neben dem Kloster Shën Mëri zeigen sich dort die Überreste der von den Griechen gegründeten und später von den Römern beherrschten Stadt.

Anreise Austrian fliegt 17x/Woche Wien–Tirana, Flugzeit 1:35 Std., austrian.at. Die CO2-Emission lässt sich für 7 € (hin und retour) kompensieren, climateaustria.at

Packages

Badereise nach Golem (bei Durrës): 7 N/F im 5-Stern-Hotel Epidamn White Sensation im DZ Meerblick ab 899 €/P inkl. Flug Wien–Tirana–Wien, Transfers, Termine: 3.6.–23.9.
Wanderreise Kultur und Natur der albanischen Alpen:  7 N/HP in 4/5*-Hotels, ab 1.696 €/P, Termin: 22.-29.7.  
Alle Albanien-Angebote in allen Ruefa-Reisebüros sowie auf info@ruefa.at buchbar, ruefa.at

362 Kilometer ist die albanische Küste lang

Punkto Blick sollte man jedenfalls auch die Stadt Kruje (oder: Kruja) besuchen. Die erzählt wieder alles in einer wunderbaren Melange: Einst von illyrischen Stämmen – den Urvölkern dieser Region, als deren Nachfahren sich die Albaner verstehen – errichtet, verteidigte von der Burg Kruja aus Nationalheld Skanderbeg 23 Jahre lang die Region vor den Osmanen. Nach seinem Tod gewannen die aber doch und herrschten ab 1468 eben doch bis 1912 über das Land.

Heute liegt neben der viel besuchten Burg vor allem ein grandios kitschiger Touristenmarkt. Und wenn man Glück hat, fragt einen jemand, ob man „Raki“ kosten will.

Dieses Angebot für den Nationalschnaps kommt oft und überall. Immer versehen mit dem Prädikat „selbstgebrannt“. Das war schon bei Gladiola so, nachdem sie fertig gesungen hatte.