"Emily in Paris" 3: Eine modische Realitätsverweigerung
Von Realismus hält die Hitserie „Emily in Paris“ ( (seit 21. Dezember auf Netflix) nicht allzu viel. Das beweist alleine die Tatsache, dass Emily Cooper als junge Mitarbeiterin einer Marketing-Agentur mehr als 100.000 Euro im Jahr für Kleidung ausgibt, wie aufmerksame Zuschauer errechnet haben.
Der Leitspruch von Marylin Fitoussi, die jahrelang Assistentin der legendären „Sex and the City“-Kostümbildnerin Patricia Field war und seit der dritten Staffel für die Outfits von Emily und Co. hauptverantwortlich ist: „Die wichtigste Lektion, die ich von Patricia gelernt habe, war ihr Motto ’Wir kümmern uns nicht um die Realität’“.
Teure Stücke
Und so trägt die Protagonistin ohne kolportiertes Erbe in ihrem Pariser Arbeitsalltag gerne giftgrüne Metallic-Stiefel von Maison Skorpios um 1.300 Euro und zum Abendessen ein Minikleid von Balmain für 3.600 Euro.
Die Romantik-Komödie kann auch als spektakuläre Modeschau rezipiert werden, immerhin 43 Outfits gibt es an Hauptdarstellerin Lily Collins während der zehn Folgen zu bewundern. Viele schauen ohnehin nur wegen der Outfits, die einige lieben – aber noch mehr zu hassen scheinen. Die verrückten Stilbrüche und kühnen Kombinationen bleiben in jedem Fall in Erinnerung.
Den ersten Modekritiken nach zu schließen wird Fitoussis Arbeitaber wohlwollender aufgenommen als die früheren Kostümierungen von Field. Auch weil sie einige günstige Stücke von H&M oder Zara einbaut und öfter , aber selten, neutrale Töne zulässt.
Stil-Königinnen sind Sylvie und Camille
Wie viel Aufwand in den Kostümen steckt, wird klar, wenn Fitoussi erzählt, dass man alleine 500 Taschen für die aktuelle Staffel zur Auswahl hatte, aber keine in einem passenden Rot für ein Abendkleid dabei war. Aus 14.000 Teilen bestand die Garderobe für Emily und ihre Mitstreiter. Dabei sind es vor allem die französische Marketing-Chefin Sylvie und Emilys Freundin Camille, die mit ihren etwas eleganteren und reduzierteren Gewandungen bei Zuschauern als auch Kritikern punkten können.
Trends setzen
Marken, die in der Serie vorkommen, wird das wohl außerordentlich freuen. Denn was Emily trägt, ist trotz Stildiskussionen im Handumdrehen ausverkauft und kann Trends setzen. Wie etwa der Muster-Pulli von Essentiel Antwerp, ebenso wie der neon-karierte Blazer von Mira Mikati oder ein Strickkleid der Marke Germanier.
Liebe und hasse "Emily in Paris"
Kritik, dass die Serie pure Oberflächlichkeiten ohne Tiefgang zeigt und Stereotype bespielt, gibt es seit Beginn der Show. Ihrer Beliebtheit tut das dennoch keinen Abbruch.
Ein Fan bringt es auf Twitter für viele auf den Punkt: „Ich liebe und hasse ’Emily in Paris’. Ich will diesen Trash und alle Modeverbrechen sehen.“