Leben/Mode & Beauty

Leder und Latex: Was hinter dem Modetrend "Fetishcore“ steckt

Es war, als hätten sie sich abgesprochen. Sowohl die Models Bella Hadid und Irina Shayk als auch Rapperin Nicki Minaj entschieden sich für ihren Auftritt bei der Met Gala 2022 für schwarze Leder-Looks. 

Nur wenige Wochen zuvor trug Sängerin Dua Lipa bei den Grammys ein schwarzes Bondage-Kleid von Versace mit unzähligen Schnallen und Goldketten zur Schau. Und Schauspielerin Julia Fox sorgte bei der Aftershowparty der Oscars für Aufsehen, als sie im schwarzen Lederkleid mit einem Ausschnitt, der aussah, als würde sie  von einer Hand gewürgt werden, erschien.

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"Die Ästhetik der Domina"

Es sind Elemente, die seit jeher stereotypisch mit BDSM (Sexualpraktiken, die Dominanz, Unterwerfung, lustvollen Schmerz und spielerische Bestrafung inkludieren) assoziiert werden: Die Farbe Schwarz, viel Leder und Latex, Gurte und Schnallen, lange Handschuhe und hohe Stiefel, die bis über die Knie reichen. Dazu Korsetts, transparente Stoffe oder gewagte Cut-outs.

Die Modepresse sieht darin nun den nächsten alltagstauglichen Trend für den Herbst und hat praktischerweise auch gleich einen Namen dafür gefunden: "Fetishcore: Die Ästhetik der Domina, die im Herbst/Winter 2022/23 (sehr) angesagt sein wird", titelte kürzlich etwa die Modezeitschrift Harper's Bazaar.

Auf den Laufstegen der Herbst/Winter-Kollektionen haben große Modelabels "Fetishcore" schon aufgegriffen. Das italienische Modelabel Roberto Cavalli zeigte etwa kürzlich Teile mit großen Cut-outs und unzähligen Schnallen. Zu den Prominenten, die sich diesem Trend ebenfalls bereits angeschlossen haben, gehört auch Reality-Star Kim Kardashian, eine große Liebhaberin des totalen Leder-Looks und Latex-Effekts.

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BDSM-Szene

Dass Modelabels stereotypische Elemente des BDSM  in ihre Entwürfe einfließen lassen, ist nicht neu. Auch in Filmen und den Medien wird dem – noch nicht vollständig entstigmatisierten – Lebensstil vermehrt Augenmerk geschenkt.

Ein Grund für den Mode-Hype könnte die allgemeine Rückkehr in das Nachtleben mit einer entsprechend gewagten Ästhetik sein. Aber auch die Hit-Serie Euphoria, in der Schauspielerin Barbie Ferreia als Kat unzählige "Fetishcore“-Looks zeigt, hat vermutlich ihren Teil beigetragen.

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Der Look der Stunde spiegelt sich jedenfalls auch in den Suchanfragen im Netz und den Postings auf Social Media wieder. So gab das Modesuchportal Lyst kürzlich bekannt, dass sich Suchanfragen nach Stichworten wie "Harness“  auf der Plattform in einem Monat um 132 Prozent gesteigert hätten. Seit Jahresbeginn sollen außerdem die Online-Verkaufszahlen für Leder-Choker um 100 Prozent zugenommen haben.

Und auf der Social-Media-App Tiktok zeigen Influencerinnen längst, wie man Harnische am besten im Alltag kombiniert.

Alltagstauglich?

Doch wird sich "Fetishcore“ im echten Leben tatsächlich durchsetzen? "Zweifellos ist der Fetishcore-Trend einer, der am schwierigsten auf Alltagsoutfits zu übertragen ist“, gibt Harper’s Bazaar zu bedenken. Und hat dennoch ein paar Tipps für Wagemutige parat: Man könne etwa mit Accessoires wie hohen Lederstiefeln, engen Halskette oder Harnischen beginnen. Wer den total look liebt, könne sich aber auch für ein Outfit von Kopf bis Fuß aus Leder oder Latex entscheiden.

Doch in diesem Fall gilt: Je weniger Schnickschnack, desto besser.