Junge Visionäre machen Schule
Von Ute Brühl
Über Schulreformen reden viele. Nur die Betroffenen selbst – die Schüler – kommen selten zu Wort. Der Wettbewerb „Pimp MySchool“ will genau das: Junge Menschen eine Chance geben, ihre Ideen für ein modernes Bildungssystem zu entwerfen und zu präsentieren. Ausgeschrieben wurde der Preis von der WBS (Wiener Gesellschaft für Bildungs- und Schulmanagement), die heuer ihren 25. Geburtstag feiert. Deren Präsident, Walter Strobl, sieht den Verein als Innovationsplattform:„Pimp MySchool ist eine konsequente Fortsetzung der Awards, die wir bereits vergeben.“
Präsident Walter Strobl
Der Schüler-Award, der vom KURIER, der Erste Bank, den Jugendgästehäusern JUFA und der Wirtschaftskammer unterstützt wird, wurde heuer erstmals vergeben. Die drei Preisträger und ihre Ideen im Porträt.
Schule als Ort, an dem sich alle wohlfühlen
1. Platz - Magdalena Ertl und Julia Klikovits: Wie eine ideale Schule aussehen könnte, damit haben sich die zwei Schülerinnen aus der Franklinstraße 26 schon öfter beschäftigt: An der Kinder-Uni für Kunst haben sie ein Modell ihrer Traumschule gebastelt und es bei der „Pimp MySchool“-Preisverleihung am Freitag präsentiert. Der größte Wunsch der Mädchen: „Die Schule sollte ein lebenswerter Ort sein.“ Derzeit müssen sie am Nachmittag das Gebäude verlassen. „Dabei würden wir dort lieber gemeinsam mit anderen Hausübung machen oder für die nächste Schularbeit lernen.“ Dafür müsste aber das ganze Haus umgestaltet werden: „Wände müssten gestrichen und kleine Nischen geschaffen werden, in die wir uns zurückziehen können. Räume würden so zu Treffpunkten, wo sich Schüler verschiedener Stufen austauschen. Ältere helfen so den Jüngeren.“
Wert legen die Preisträger auf eine gute Beziehung zwischen Lehrern und Schülern: „Es braucht gegenseitigen Respekt sowie gleiche Rechte und Pflichten für alle – dazu zählen etwa Pünktlichkeit und Hausschuhpflicht.“
Weitere Punkte in ihrem Konzept: Die Selbstverantwortung der Schüler muss gefördert werden. Der Unterricht soll sich an den Interessen der Jugendlichen orientieren, neue Unterrichtsmethoden angewandt werden. Und es sollte in der Schule gesundes Essen geben. Dieses Konzept überzeugte die Jury vom Pimp MySchool.
2. Preis Katharina Woharcik: Die Schülerin des BG Wenzgasse will in der Schule das lernen, was man im Leben braucht: „Rhetorik, Kreativität und Zeitmanagement sind wesentlich wichtiger als einfach nur Stoff auswendig zu lernen.“ Diese für ein erfolgreiches Leben so wichtige Eigenschaften üben junge Menschen am besten, wenn sie in Projekten zusammenarbeiten. Davon ist Woharcik überzeugt. Sie schlägt deshalb vor, dass in jeder Schule ein Mal im Jahr eine Projektwoche gemacht wird, bei der die Klassen und Stufen aufgelöst werden.
Schüler nähern sich in Workshops einem bestimmten Thema auf unterschiedliche Weise: Sie spielen Theater, diskutieren über Politik oder experimentieren im Chemiesaal. „So zu lernen würden den Schülern den Spaß am Lernen zurückgeben und die Vernetzung von Wissen fördern“, meint sie.
3. Preis Saara Anger und Paulina Patuzzi: Das Internet soll den Schulalltag erleichtern. Das ist die Idee der beiden Schülerinnen aus der Wasagasse, die diese spezielle schulische Internetplattform in Estland und Finnland kennengelernt haben. Dort dient sie als Kalender, Klassenbuch und Chatforum.
Vieles ist da ganz schnell abrufbar: Wann ist die nächste Schularbeit? Woher bekomme ich den Stoff, wenn ich einmal krank bin? Welchen Notendurchschnitt habe ich in Latein? Wie oft fehlt mein Kind in der Schule? Wann geht die Klasse auf Skikurs? Ein Knopfdruck genügt – Eltern, Schüler und Lehrer wissen Bescheid.
Lehrer erstellen Schularbeiten in Gruppen, zu denen nur sie Zugang haben. Der Informationsaustausch über Chat geht schneller als über eMails. „Der Schulalltag wäre so einfacher und transparenter “, sagen die beiden.