Leben/Gesellschaft

Massenpanik in Seoul: Beklemmende Momente

Menschen stürzten zu Boden. Andere wurden erdrückt. Einige erlitten Herzinfarkte. Am Sonntag wurden weitere Details von der Massenpanik im beliebten Ausgehviertel Itaewon in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul bekannt. Die Behörden haben in der Zwischenzeit 153 Opfer identifiziert, darunter ein Urlauber aus Österreich.

Wie schon bei anderen Katastrophen hatten die Opfer kaum Chancen, sich aus der plötzlich nicht mehr kontrollierbaren Masse zu befreien.

Augenzeugen zufolge hatte die Polizei zunächst Mühe, die Menschen in den engen Gassen von Itaewon zu beruhigen. Viele Opfer waren Menschen in ihren Zwanzigern. Viele wollten nach zwei Jahren Pandemie wieder Halloween feiern.

Die Bilder der Katastrophe machen auch in Österreich betroffen, führen auch zu der Frage, wie sicher hierzulande große Events wie Konzerte, Fußballspiele in Stadien oder Menschenansammlungen sind.

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Sicherheit in Österreich

„Ich verstehe, dass sich jetzt auch Menschen in Österreich die Frage stellen, wie sicher unsere Großveranstaltungen sind“, sagt der Sicherheits- und Eventmanager Michael Domkar dem KURIER. „Aber ich kann insofern beruhigen, dass wir seit vielen Jahren in gut eingespielten Teams zusammenarbeiten, und dass Veranstalter, Behörden und Blaulichtorganisationen ständig dran sind, die Events noch sicherer zu machen.“

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Michael Domkar war über mehrere Jahre Sicherheitskoordinator für das Wiener Donauinselfest. Weiterhin berät er die Stadt Wien Marketing bei der Planung des Silvesterpfads. Wie in Seoul ist man auch in der Wiener Innenstadt mit der Enge einzelner Gassen konfrontiert. „Wichtig ist es daher, dass es nicht einen guten Programmpunkt gibt, sondern immer mehrere.“ Überall habe man auch Sicherheitszonen eingeplant.

Besonders sensibilisiert sei man in Österreich für das Thema Sicherheit seit der Katastrophe an der Innsbrucker Berg-Isel-Schanze am 4. Dezember 1999. Damals kamen fünf junge Besucher des Air & Style infolge einer Massenpanik beim Stadionausgang ums Leben.

Schon beim Bau bzw. Umbau der Stadien für die Fußball-EURO 2008 wurde genau darauf geachtet, dass die Besucherströme beim Ankommen und Abgehen dank eingebauter Schleusen gut fließen können.

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Der Architekt Michael Mauch erzählt, dass bei der Errichtung des von ihm geplanten neuen Stadions für den FC Blau-Weiß Linz die Behörden von Anfang an ein Wörtchen mitredeten. „Die Vorkehrungen sind auch an Matchtagen akribisch. Zwei Stunden vor dem Anpfiff wird unter anderem geprüft, ob sich alle Türen der Fluchtwege einwandfrei öffnen lassen.“ Ein Auge hätten die speziell geschulten Beamten immer auch auf Situationen, aus denen sich eine Massenpanik entwickeln könnte.

Für Sicherheitsmanager Domkar ist dafür auch die flächendeckende Videoüberwachung enorm wichtig.

Dass die Menschen in der Pandemie verlernt haben, bei großen Events aufeinander Rücksicht zu nehmen, glaubt er nicht. „Die Hausaufgaben müssen sowieso die Veranstalter machen.“ Für Besucher hat der Experte folgende Tipps parat:

+ „Lesen Sie noch vor Anreise die Infos des Veranstalters zum Verhalten im Notfall.“

+ „Verschaffen Sie sich vor Ort einen Überblick. Wo sind Notausgänge, Standorte von Polizei und Sanitätsdienst?“

+ „Jeder kann mithelfen. Wenn sie etwas Verdächtiges sehen, melden Sie es dem Ordnerdienst oder wählen Sie eine der Notrufnummern.“

+ „Weichen Sie nach Möglichkeit dichten Menschengruppen aus, achten Sie auf das eigene Gefühl. Wenn man anfängt, sich unwohl zu fühlen, dann lieber mal ein paar Schritte zurücktreten.“

29. Mai  1985: 39 Menschen sterben im Brüsseler Heysel-Stadion beim Meistercupfinale zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin  bei den Fan-Auseinandersetzungen.

2. Juli 1990: In und rund um einen Fußgängertunnel zwischen Mekka und Mina in Saudi-Arabien sterben bei einer Massenpanik  1426 Pilger der Haddsch.

20. Februar 2003: Bei einer Pyro-Show während eines Konzerts der Gruppe  Great White bricht im Station-Nachtklub in Warwick, Rhode Island, USA, ein Feuer aus – 100 Menschen sterben.

25. Jänner 2005: Unter Hindu-Pilgern bricht nahe dem Mandhradevi-Tempel in Maharashtra, Indien, eine Massenpanik aus,  265 Menschen sterben dabei.

24. Juli 2010: Für 21 Teilnehmer der Love Parade in Duisburg wird ein Fußgänger-Tunnel zur tödlichen Falle.

24. September 2015:  2411 Pilger sterben bei einer Panik beim Haddsch in Mekka.

30. April 2021: Bei der jährlichen Prozession auf den Mount Meron in Israel werden 45 Menschen getötet.

2. Oktober 2022: Bei einem Fußballspiel in der indonesischen Provinz Ost-Java setzt die Polizei wegen Fan-Ausschreitungen Tränengas ein. Es kommt zur Massenpanik, 132 Menschen sterben.