Zufriedener werden: Raus aus Instagram - rein ins echte Leben
Herzklopfen, wenn am Morgen die Instagram-App geöffnet wird. Überreizung und Schlafstörungen, weil man sich am Abend nur schwer vom Handy lösen kann.
Carola Pojer kennt die Probleme, die sich mit massiver Social-Media-Nutzung einstellen. Sie ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen in Österreich, mehr als 150.000 Leute folgen ihr auf Instagram.
Zu viele Bilder und Videos
Stundenlang war sie täglich online. Nun hat sie entschieden, weniger zu posten und im Netz zu sein. „Ich habe mir rund um Weihnachten eine zweiwöchige Social-Media-Auszeit verschrieben und gemerkt, wie gut mir das getan hat“, erzählt Pojer im KURIER-Interview.
Irgendwann machten Körper und Geist beim Einprasseln der vielen Bilder und Videos schlapp und unmotiviert. „Ich will meine Online-Zeit reduzieren, egal mit welcher Konsequenz.“
Weniger ist mehr
Sie hält sich online nun lieber an das Motto „Weniger ist mehr“ und lebt damit im echten Leben viel zufriedener. „Ich will keinen Content mehr kreieren, nur, um den Algorithmus einer App zu füttern“, erklärt sie das Dilemma. Denn Instagram belohnt einen für viele Inhalte mit mehr Sichtbarkeit.
Pojer will dabei nicht mehr mitspielen: „Ich bin an einem Punkt, an dem ich noch bewusster auswählen möchte, was und wann ich poste. Nur wenn ich selber mit Leidenschaft dabei bin, kann ich andere mitreißen und inspirieren.“
Alltag hinterfragt
Diese Entwicklung hat auch die Pandemie mit ihren Lockdowns beschleunigt, glauben Pojer und viele ihrer Kolleginnen, die sich ebenfalls vermehrt auf Sinnsuche begeben haben. Daheim, ganz ohne externe Ablenkungen, wurde die eigene Lebensgestaltung bewusster hinterfragt.
Auch Julia Fodor alias Jay Rox hat Anfang des Jahres beschlossen, ihren Instagram-Account nach zehn Jahren auf Eis zu legen. Die Wiener Beauty-Bloggerin will damit kein Geld mehr verdienen müssen und fühlte sich in letzter Zeit nur noch unter Druck. „Ich habe versucht, in diese Welt zu passen, aber es hat sich am Ende nie richtig angefühlt“, schreibt sie in einem Abschluss-Statement.
Sie will auch niemand anderem mehr auf der App folgen, weil sie sich dadurch automatisch ständig mit anderen vergleicht. Schon seit einiger Zeit hat sich Fodor andere finanzielle Standbeine in Form einer Pizzeria und eines Beauty-Salons geschaffen.
Teenies steigen aus
Die Sehnsucht nach einer analogeren Welt teilen auch Teenager, die „nur“ als Follower Teil von Social-Media-Welten waren. Vor Kurzem porträtierte die New York Times Jugendliche im Big Apple, die dem Smartphone entsagen.
Jeden Sonntag treffen sie einander in einem Park, nur mit alten Handys bestückt, um telefonisch erreichbar zu sein. „Mit dem Klapphandy hat sich sofort so vieles verändert. Mein Gehirn ist viel aktiver, ich denke bewusster über mich selbst nach“, erzählt ein Mädchen des Clubs, der sich „Luddite“ (deutsch: Maschinenstürmer) nennt. Auch weil sie an ihren Eltern sehen, wie passiv Twitter und Co. machen können, plädieren sie für Netz-Abstinenz.
Die kleine Truppe ist zwar nichts im Vergleich zu den Millionen Teenagern, die täglich stundenlang online sind. Ein Gegentrend ist dennoch bemerkbar. Das zeigen auch Jahresvorsätze, in denen Digital Detox stark vertreten war.
TV-Star Pamela Anderson war damit nur mittelfristig erfolgreich. 2021 kommentierte sie ihren Social-Media-Ausstieg mit den Worten „Versuche, dich nicht von verschwendeter Zeit verführen zu lassen“. Schon seit Monaten ist Pam jedoch wieder zurück auf Twitter und Instagram.