Wiener Staatsoper: Netrebko, Beczala und Co. live – aber im Fernsehen
Von Peter Jarolin
Giacomo Puccinis „Tosca“ mit Anna Netrebko, Jules Massenets „Werther“ mit Piotr Beczala, „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss mit Günther Groissböck, die Neuproduktion von Hans Werner Henzes „Das verratene Meer“ und die erste Wiener Choreografie des neuen Direktors des Wiener Staatsballetts Martin Schläpfer – Opernfreunde haben im Dezember viel Grund zum Jubeln. Allerdings (vorerst?) nur an den Bildschirmen.
Denn auch die Wiener Staatsoper ist – wie alle anderen Theater – aufgrund des zweiten Lockdown mindestens bis inklusive 6. Dezember geschlossen. Also hat man (wie auch das Theater an der Wien) dank des ORF ein neues Format für sich entdeckt – die so genannte Fernsehpremiere. Diese hatte sich vor vielen Jahrzehnten übrigens schon Herbert von Karajan in Personalunion als Dirigent und Regisseur bewusst quotenträchtig zunutze gemacht.
Not und Tugend
Die Staatsoper aber macht aus der Corona-Pandemie-Not eine Tugend und präsentiert die fünf genannten Produktionen ihrem Publikum via ORF. Los geht es aber mit dem Ballettabend „Mahler, live“, der am 4. Dezember aufgezeichnet und am selben Abend live-zeitversetzt auf Arte Concert (für 90 Tage abrufbar) und am 8. Dezember, 9.05 Uhr, auf ORF 2 ausgestrahlt wird. Schläpfers „Live“ folgt im ORF zu einem späteren Zeitpunkt. Die weiteren Termine: „Werther“ mit Startenor Piotr Beczala wird am 10. Dezember aufgezeichnet und am 10. Jänner 2021 um 20.15 Uhr auf ORF III ausgestrahlt. Die „Tosca“ mit Anna Netrebko wird am 13. Dezember um 19 Uhr live auf Ö1 ausgestrahlt und ist um 20.15 Uhr live-zeitversetzt auf ORF III zu sehen.
Hans Werner Henzes „Das verratene Meer“ wird am 14. Dezember erstmals aufgeführt und gleichzeitig auf play.wiener-staatsoper.at weltweit live und kostenlos gestreamt. Ö1 bietet am 15. Dezember ab 19.30 Uhr eine Ausstrahlung. Eine Fernsehfassung soll laut ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz folgen. Und eine Aufzeichnung des „Rosenkavalier“ vom 18. Dezember 2020 ist dann am 27. Dezember um 20.15 Uhr auf ORF III zu erleben. Da hat man wohl aus der Not eine zumindest mediale Tugend gemacht.
Schnell und Tests
Doch wie kann es real weitergehen? Staatsoperndirektor Bogdan Roščić bei der Präsentation dieser Pläne: „Für uns ist es absolut zentral, dass wir irgendeine Art von verlässlicher Perspektive bekommen. Für uns wäre es das Schlimmste, weiterhin von Woche zu Woche leben zu müssen. “ Der Probenbetrieb gehe jedenfalls weiter und im Rückblick betrachtet hätten sich die Sicherheitsmaßnahmen im Herbst als erfolgreich erwiesen. Roščić: „Im Resultat waren wir das einzige Haus der Welt, das Abend für Abend gespielt hat – mit vollem Programm, vor 1.000 bis 1.100 Menschen. Wir hatten bis zu 300 Schnelltests an einem Tag. Und wir fragen uns, ob Schnelltests des Publikums nicht eine künftige Strategie sein könnten.“
ORF-General Wrabetz springt bei und meint: „Im Herbst hat man sich als Besucher in der Oper so sicher fühlen können wie an kaum einem anderen Ort.“
Auch SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda forderte am Freitag den Einsatz von Antigen-Schnelltests bei der Wiedereröffnung des Kulturbetriebs: Kombiniert mit Präventionskonzepten könnten diese Kulturveranstaltungen sicher machen, sagte er.