Kultur

Volkstheater-Wiedereröffnung für den 9. Jänner 2021 geplant

Seine Volkstheater-Direktion kann Kay Voges, Schauspielchef in Dortmund, nur aus der Ferne vorbereiten. „Die Nachricht über Corona-Schnelltests am Wiener Flughafen war die beste seit langem“, sagt er. Kaum hatte er eine schöne Wohnung in der Wiener Burggasse gefunden, kam der Shutdown. „Als ich zur Schlüsselübergabe nach Wien kommen wollte, hieß es bereits: Bleib lieber in Dortmund. Sonst kannst Du nicht mehr zurück“, erzählt er im Zoom-Interview mit der APA.

Voges, der als Vorreiter des digitalen Theaters in Deutschland gilt, sieht es äußerst skeptisch, dass Theater derzeit nur noch digital stattfindet. Man habe bisher „nach dem Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Abbild“ geforscht, „wenn es jetzt nur noch das Abbild gibt, wird es schwieriger. Gegenwartstheater sieht einfach anders aus als alte Aufzeichnungen zu streamen. Die Versuche mancher Theater, auch live etwas zu machen, finde ich ja löblich. Unsere Gegenwart ist ja eine Social-Distancing-Gegenwart, und damit jetzt zu experimentieren ist eine super Sache. Überzeugendes habe ich zwar dabei noch nicht viel gesehen, aber sich darüber Gedanken zu machen, ist absolut notwendig.“

Mehrkosten bei der Sanierung

Dennoch überrascht der Verfechter für mehr Digitalität mit einem Geständnis: „Was uns derzeit am meisten fehlt, sind die sozialen Kontakte. Wir dürfen nie vergessen: Theater ist ja eine kollektive Kunst!“ Er habe das Glück gehabt, dass die Zusammenstellung seines Wiener Ensembles vor Shutdown und Social Distancing weitestgehend abgeschlossen war. Und auch beim laufenden Umbau sei ein Puffer von vier Wochen eingebaut gewesen. „Der geht jetzt gerade zur Neige. Aber man sagt mir: Wir schaffen das. Wie hoch die Mehrkosten durch die veränderten Vorschriften auf den Baustellen sein werden, lässt sich aber noch nicht sagen.“

Dass seine Volkstheater-Intendanz aufgrund des Umbaus nicht Anfang September, sondern Anfang Jänner starten wird, sei in unsicheren Corona-Zeiten natürlich ein Vorteil, gibt der designierte Direktor zu. „Geplant ist Probenbeginn im November und Eröffnung am 9. Jänner. Daran glaube ich jetzt einfach! Und da stecken wir so lange alle Energie rein, bis wir vom Gegenteil überzeugt werden.“

Spielplan am 24. September

Die aufgrund der Coronakrise sichtbar gewordenen Phänomene und die dramatischen Auswirkungen sollen sich natürlich auch im Spielplan niederschlagen. Diesen möchte er am 24. September bekanntgeben. Das Theater in den Bezirken wird jedenfalls weiter fortgeführt, und auch das Volx/Margareten wird nicht aufgegeben. Seine Programmierung werde sich allerdings ändern, sagt Voges, zudem sollen die Räume auch stärker für Proben genutzt werden. Die Rote Bar wird schallisoliert und kann künftig parallel mit dem Hauptraum bespielt werden. „Ich möchte das Haus als lebendiges Zentrum stärken.“ Dafür wird auch ein Spielort unter dem Dach reaktiviert, der früher als „Plafond“ und „Schwarzer Salon“ bespielt wurde. Der Raum bekommt einen neuen Namen: „Dunkelkammer“.

Doch nicht nur dem Theater stehen harte Monate bevor, ist sich Kay Voges sicher. „Ich mache mir Sorgen um den gesellschaftlichen Stellenwert der Kultur. Wie können wir relevant bleiben, wenn wir nicht mehr zugegen sind? Und wir müssen künftig vermutlich die Kunst noch stärker legitimieren. Denn die Zeit wird schwieriger werden. Einige Kämpfe stehen uns da noch bevor.“