Verena Altenberger: „Da kann man nicht gut drauf sein“
Von Nina Oberbucher
Moskau, Rom, Berlin und vor zwei Wochen erst Bay City im US-Bundesstaat Michigan: „Die beste aller Welten“, das Spielfilmdebüt von Adrian Goiginger, wird bei Festivals auf der ganzen Welt mit Preisen überhäuft. Es ist die wahre Geschichte des Salzburger Regisseurs, der mit einer drogensüchtigen Mutter aufgewachsen ist. Der Film war nach Josef Haders „Wilde Maus“ die zweiterfolgreichste heimische Kinoproduktion 2017. Heute um 20.15 Uhr feiert „Die beste aller Welten“ in Free-TV-Premiere.
Goiginger zeigt seine Kindheit „nicht mit Betroffenheit, sondern mit einem realistischen und gleichzeitig sehr liebevollen Blick“, erklärt Verena Altenberger, die Mutter Helga spielt, im KURIER-Gespräch. „Mir war wichtig, dass wir den Alltag einfangen und nicht die Extreme. Wie man sich einen Schuss setzt, sieht man im Fernsehen oft genug. Die Frage ist doch: Wie schafft es eine Frau, die neun Jahre heroinabhängig ist, ihren Bub um 7 Uhr aufzuwecken, ihm eine Jause zu machen und ihn in die Schule zu schicken?“
Dass Altenberger für diese Darstellung u. a. mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, sorgt bei der Salzburgerin noch immer beinahe für Sprachlosigkeit. „Da habe ich bei einer Wette mit dem Adrian viel Geld verloren“, lacht sie, „denn ich habe nicht geglaubt, mit der Rolle Schauspielpreise zu gewinnen.“
Intensiv hat sie sich auf die Arbeit vorbereitet, dafür auch viel Zeit mit Süchtigen verbracht. Die Rolle danach abzulegen, sei nicht einfach gewesen. „Wenn man den ganzen Tag spielt, dass es einem schlecht geht, dass man Sorge um sein Kind hat, dass man selbst sterben könnte – da kann man seinem Körper noch so oft sagen: Das war nur gespielt! Da kann man als Schauspielerin nicht einfach heimgehen und gut drauf sein.“
Dennoch musste sich Altenberger nach Abschluss des Drehs rasch umstellen: Nur drei Tage später begannen die Arbeiten für die RTL-Serie „Magda macht das schon“, in der sie eine energische polnische Pflegerin verkörpert. Erst kürzlich hat Altenberger die dritte Staffel abgedreht, die 2019 ins Fernsehen kommen soll.
Fallhöhe
An Arbeit mangelt es der 30-Jährigen nicht: Im Frühjahr stand sie für David Schalkos Serie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ vor der Kamera, im Sommer drehte sie den „Tatort“ „Baum fällt“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser, für den sie Kärntnerisch lernen musste, und im Film „Das Wunder von Wörgl“, der im Dezember im TV zu sehen sein soll, stellt sie an der Seite von Karl Markovics ihre Tirolerisch-Kenntnisse unter Beweis. „Ich glaube, nur Vorarlbergerisch würde ich nicht schaffen“, sagt Altenberger, die sieben Sprachen beherrscht, lachend. Ihr nächstes großes Projekt: Altenberger wird Kommissarin beim Münchner „Polizeiruf 110“.
„Die beste aller Welten“ sei auf jeden Fall ein Karriereturbo gewesen. „Zum ersten Mal hat mir ein Regisseur zugetraut , eine Rolle zu spielen, die ganz weit weg von mir selbst ist. Ich hatte keinerlei Erfahrungen mit Drogen und habe selbst keine Kinder. Es war die Rolle mit der höchsten Fallhöhe für mich – ich bin sehr dankbar, dass das so gut gepasst hat.“