"The Last Dance": Doku über Michael Jordan und die Chicago Bulls
Von Marco Weise
Der 1963 in Brooklyn geborene Michael Jeffrey Jordan gilt als bester Basketballer aller Zeiten. Der Guard, der 1984 als Nummer 3 von den Chicago Bulls gedraftet worden war, gewann mit dem Team aus Illinois in den 1990er-Jahren insgesamt sechs NBA-Meisterschaften. Mit den USA gewann Jordan zweimal Olympia-Gold (1984, 1992).
Der zehnteilige Doku "The Last Dance" des US-amerikanischen Sportsenders ESPN und des Streamingdienstes Netflix ermöglicht nun einen intimen Blick hinter die Kulissen der letzten Saison einer der dominantesten Dynastien im Sport weltweit: Die Chicago Bulls in den 1990er-Jahren. Sie gewinnen 1998 in der NBA-Finalserie ihre sechste Meisterschaft innerhalb von acht Jahren. Danach geht der Denker und Lenker der Chicago Bulls, Michael Jordan, in Pension (bis zu einem zweijährigen Comeback bei den Washington Wizards von 2001 bis 2003).
Eine Weltmarke ist der Fast-Zwei-Meter-Mann (1,98m) noch immer. Obwohl Jordan schon längt keine Bälle mehr wirft, verdient er mehr als je zuvor. Alles nur durch seinen Namen und seinen millionenschweren Vertrag mit dem US-Sportartikelhersteller Nike. Dieses Kapitel wird im Laufe der Doku aber kaum beleuchtet. Stattdessen geht es in den 45 Minuten dauernden Folgen um die damalige Dominanz der Chicago Bulls, die Einstellung von Michael Jordan zum Sport, um sein Talent und seine Leistungen im Dress mit der Nummer 23.
Großes Interesse
Die Dokumentation über die Basketball-Legende und dessen letzte Saison bei den Chicago Bulls hat dem US-Sender ESPN beim Start der Ausstrahlung vergangenen Sonntag einen Rekord beschert. Nach Senderangaben schauten sich im Schnitt 6,1 Millionen Menschen in den USA die beiden ersten Folgen von "The Last Dance" an. Die Doku arbeitet großteils mit Aufnahmen, die damals der Sender exklusiv machen durfte: ESPN bekam unbeschränkten Zugang. Knapp 500 Stunden Material wurden gedreht. 20 Jahre später gab Michael Jordan grünes Licht, die losen Fäden zu einer sechsteiligen Geschichte zu spinnen.
Die Doku dreht sich aber nicht nur um den "König der Lüfte" selbst, sondern lässt auch zahlreiche Mitspieler, Weggefährten und Bewunderer zu Wort kommen. Da ist der unsympathische wie eigenwillige General Manager Jerry Krause, der baumlange Coach Phil Jackson, sind einstige Superstars wie Scottie Pippen, der schelmisch in die Kamera grinst und sagt: „Wir hielten uns für die beste Mannschaft, die es je gegeben hat.“ Der frühere Bulls-Center Bill Wennington wird ebenso befragt wie der herrlich überdrehte Rebound-König Dennis Rodman.
Über allem steht Michael Jordan, dessen Einstellung zum Sport einmalig war. Er war vom Erfolg besessen: "Ich will um jeden Preis gewinnen. Notfalls im Alleingang“, sagt er in der zweiten Folge der Doku. "Kann ich das nicht, dann drehe ich durch."
Letzter Tanz
"The Last Dance" dokumentiert aber auch das letzte Kapitel jenes Wunderteams, das nach dem Gewinn der Meisterschaft auseinander brechen wird. Die Mannschaft steht am Ende ihres Zenits. Die Spieler werden älter - auch Jordan, der trotzdem immer noch der beste Spieler der Welt ist. "Wir wussten, das wird das Ende der Reise", sagt Scottie Pippen. Aber am Ende dieser Reise wollten es die Bulls noch einmal allen zeigen - sie baten zum letzten Tanz.