ORF zieht Notbremse bei neuen Freitag-Quizshows
Von Christoph Silber
Es war ein mutiger Versuch, junges TV-Publikum verstärkt zu ORFeins zu locken: Mit der Kochshow "Meine Mama kocht besser als deine" und der Eigen-Entwicklung "Zur Hölle damit" zeigte der ORF endlich wieder einmal Ambitionen, tatsächlich etwas für junge Seher zu tun. Doch dieses Projekt am Freitagabend wurde nun abgebrochen.
Nach nur drei Ausgaben werden "Meine Mama kocht besser als deine" und "Zur Hölle damit" auf den Spät-Abend-Sendeplatz verlegt, teilte der ORF am Dienstag mit. Die Shows kamen zuletzt auf 194.000 bzw. 170.000 Zuseher.
Was auf den ersten Blick wie ein teurer Flop aussieht, lohnt einen zweiten: Das von Katharina Straßer präsentierte humorvolle Wettkochen, das als Lizenzshow international im Vor- und nicht, wie im ORF, im Hauptabend läuft, erreichte in den Kernzielgruppen anständige Marktanteile. Ausgabe 2 hatte z. B. sowohl bei den 12- bis 49-Jährigen wie den 12- bis 29-Jährigen einen Marktanteil von guten 16 Prozent - in der letzten Woche allerdings nur noch 11 bzw. 13 Prozent. Gar nie ins Laufen kam hingegen Thomas Kamenars "Zur Hölle damit" mit 11 und 9 Prozent. Da muss man sich am Küniglberg aber auch die Frage gefallen lassen, ob der Fortgeh-Tag junger Menschen den besten aller Sendeplätze darstellt.
Ab 4. Mai zeigt ORFeins nun "Wir sind Kaiser - Seyffenstein Chroniken" (20.15) sowie den Dauer-Brenner "Was gibt es Neues?". Erst dann folgen die Koch-Show sowie das Quiz.
Der ORF geht damit im Einser-Kanal auf Nummer sicher, was die absoluten Reichweiten betrifft - löst aber das Problem nicht, dass er die meiste Zeit nur so tut, als wäre ORFeins ein junger Kanal (z. B. "Klein gegen groß", "Die Toten von Salzburg"). Diese Situation wird sich noch weiter verstärken, wenn der inzwischen allmächtige ORF-Chef Alexander Wrabetz zum Wohlgefallen der Politik tatsächlich umsetzen lässt, was er angekündigt hat: eine werktägliche Info-Show um 21 Uhr - womit man die eigenen Magazine wie "Report" und Co konkurrenziert, aber nicht die Sender-Konkurrenz. Zudem nimmt man sich jegliche Bewegungsfreiheit bei der Programmierung: Ein Film um 20.15 Uhr gehört dann ebenso der Vergangenheit an wie ein Quiz oder zwei Serien-Folgen am Stück, was eben jüngere Menschen so schauen...