Österreich-italienisches Trio will bei Architekturbiennale das Wohnen lehren
Die Zukunft des Wohnens steht im Fokus des heimischen Beitrags für die Architekturbiennale 2025: Das Trio Sabine Pollak, Michael Obrist und Lorenzo Romito setzte sich mit dem Projekt „Agency for Better Living“ gegen 27 weitere Bewerbungen im Wettbewerb durch und wird somit den Österreich-Pavillon in Venedig gestalten, teilte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Mittwoch mit. Sie freute sich, das damit „eine Brücke von Österreich nach Italien“ geschlagen wird.
Mayer beschrieb die Biennale als „Ort, um Architektur zu reflektieren“, wobei diese Aufmerksamkeit für ein Thema generiere, „das unser aller Leben beeinflusst und gestaltet“. So sei es möglich, die soziale, politische und nicht zuletzt feministische Dimension von Architektur zu diskutieren. Claudia Cavallar, die gemeinsam mit Angelika Fitz, Eva Guttmann, Henrieta Moravčíková und Michael Zinganel die Fachjury bildete, hob besonders die Verbindung von zwei Ansätzen des Siegerprojekts hervor, soll doch anhand von Beispielen aus Wien und Rom eine Synthese von Top-down- sowie Bottum-up-Modellen gelingen. „Man kann sich einen Beitrag erwarten, der über die Biennale hinaus wirksam wird.“
Aktivismus meets Gemeindebau
Konkret will das österreichisch-italienische Kuratorenteam in einer Zeit multipler Krisen Antworten auf die Wohnfrage aus dem Wohnen selbst generieren. Einerseits diene dafür der städtisch organisierte Wohnbau in Wien, andererseits die Geschichte des informellen Wohnens inklusive aktivistischer Tendenzen in Rom. „Wir wollen versuchen, von beiden zu lernen“, so Obrist bei der Projektpräsentation. „Den Pavillon wollen wir dafür als großzügigen Raum organisieren, in dem die Forschungsfragen sichtbar werden. Die Modelle eines Fürsorgetragens in Wien und einer sehr starken Zivilgesellschaft in Rom wollen wir als Ausgangspunkt einer globalen Diskussion nutzen.“.
Die Fassade des Pavillons soll mit einem bewegten Element als „Anziehungspunkt“ fungieren, beschrieb Pollak das Vorhaben. Die Räumlichkeiten selbst will man unterschiedlich nutzen und nicht zuletzt einen Ort der Entschleunigung und Sinnlichkeit bieten. Im Hof ist ein Salzwasserpool vorgesehen, der zwar nicht zum Baden bereitsteht, aber die Atmosphäre für verschiedenste dort vorgesehene Gespräche bestimmen soll, wobei sich die Kuratoren dafür einen egalitären Zugang wünschen. Die weiteren „Wohnräume“ umfassen eine Küche, wo laut Pollak „vielleicht neue Rezepte für ein neues Wohnen“ entstehen, in jedem Fall aber verschiedene Elemente, Diagramme und 3D-Schnitte Einblicke in unterschiedliche Wohnsituationen liefern sollen. Ein mit gekurvtem Boden ausgestattetes Wohnzimmer lädt die Besucher schließlich ein, in großformatig projizierte Filme einzutauchen.
Gastlichkeit im Pavillon
In der Vorbereitung werden Pollak, Obrist und Romito ausgehend von einem großen Netzwerk tiefer in die Materie eintauchen, Workshops organisieren und auf diese Weise jene Elemente identifizieren, die in Venedig vorgestellt werden sollen. „Der Diskurs vor Ort soll dazu dienen, Österreich als Gastgeberland zu sehen für diesen Wohndiskurs. Wir glauben, dass die Agency gerade jetzt wichtig ist“, betonte Obrist. „Wir leben in sehr fragilen Systemen.“ Architektur sei nicht zuletzt immer in einem Kontext und einer Zeitlichkeit zu sehen. „Uns ist wichtig klarzumachen, was Wien und Rom gerade jetzt konstituiert. Das wollen wir sehr sinnlich und atmosphärisch darstellen.“
Die in Graz geborene Pollak ist als Architektin (Köb&Pollak Architektur) und Lehrende in Wien und Linz tätig, der gebürtige Bozener Obrist wiederum gehört zu den Gründungspartnern von feld72 Architekten und lehrt an der TU Wien. Der Römer Romito unterrichtet in Linz, Rom sowie Zürich und hat sich neben seinen Forschungen und Ausstellungsprojekten auch immer wieder aktivistisch betätigt. Insgesamt gab es für den Österreichauftritt 28 Bewerbungen, wobei diese zunächst auf eine fünf Projekte umfassende Longlist und schließlich einen Dreiervorschlag reduziert wurden. Der Bund stellt für das Budget des Österreich-Pavillons der 19. Architekturbiennale, die von 24. Mai bis 23. November 2025 stattfinden wird, 600.000 Euro zur Verfügung. Etwaige weitere Mittel soll durch Sponsoren aufgebracht werden. Im Vorjahr bespielten AKT und Hermann Czech den Pavillon unter dem Titel „Partecipazione / Beteiligung“