Nach Antisemitismus-Eklat: Pianist Levit gibt Echo-Preis zurück
Die Kritik am der jüngsten Verleihung des Musikpreises Echo an die Rapper Kollegah und Farid Bang wächst. Nach dem Musiker und Grafiker Klaus Voormann und dem Notos Quartett aus Berlin hat auch der Pianist Igor Levit erklärt, seinen Echo-Klassik aus Protest zurückgeben zu wollen.
Die Vergabe an die beiden Rapper sei für ihn „ein vollkommen verantwortungsloser, unfassbarer Fehltritt der Echo-Jury und gleichzeitig auch Ausdruck für den derzeitigen Zustand unsere Gesellschaft“, schrieb Levit auf Twitter. „Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich.“ Levit hatte 2014 einen Echo-Klassik erhalten. Zuvor hatte bereits Klaus Voormann den erst vor wenigen Tagen überreichten Echo für sein Lebenswerk zurückgegeben: „Was sich für mich als Geschenk anlässlich meines 80. Geburtstags anfühlte, entpuppt sich nun als große Enttäuschung“, teilte der Musiker und Grafiker am Montag in München mit. Auch das Notos Quartett erklärte, seinen Echo Klassik vom vergangenen Herbst zurückzugeben. Er sei nun ein „Symbol der Schande“. Der Sänger Peter Maffay forderte die Verantwortlichen zum Rücktritt auf. Auch andere Musiker und Kulturschaffende machten ihrem Unmut Luft.
"Grenze überschritten"
Bei der Echo-Preisverleihung waren die beiden Rapper mit dem Musikpreis für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ ausgezeichnet worden, das als antisemitisch kritisiert wird. Es enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“. Bei der Preisverleihung am Donnerstagabend - dem Holocaust-Gedenktag in Israel - hatte unter anderem Campino, der Sänger der Toten Hosen, auf der Bühne Stellung bezogen. „Wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme und antisemitische Beleidigungen geht“ sei für ihn die Grenze überschritten. Trotzdem wurden die Rapper später ausgezeichnet. Unter lauten Buh-Rufen und Pfiffen zeigte Kollegah eine Karikatur Campinos, mit Heiligenschein.
Der Bundesverband Musikindustrie kündigte angesichts der Proteste an, das Konzept des Preises zu überarbeiten. Auf der Facebook-Seite des Preises hieß es von den Veranstaltern am Montagabend: „Wenn im Zuge der aktuellen Diskussion Künstler entscheiden, ihren Echo zurückzugeben, bedauern wir das zutiefst, müssen diese Entscheidung aber natürlich respektieren. Wir hoffen, dass die Künstler trotzdem die Debatte mit uns weiter führen, in der es um mehr als um diesen Musikpreis geht.“