Kultur

Musikfestival Grafenegg: Netrebko, Kaufmann, Beczala singen am Wolkenturm

„Dieses Programm mit diesen Künstlern wäre auch bei einer sehr langen Planungszeit gar nicht selbstverständlich“, sagt Rudolf Buchbinder. Binnen zwei Wochen hat der Starpianist und künstlerische Leiter in Grafenegg Corona-bedingt ein neues Programm für das diesjährige Musikfestival (14. August bis 6. September) konzipiert.

Heimisch, hochkarätig

Soll heißen: Aufgrund ungewisser Reisebeschränkungen werden heuer ausschließlich heimische Orchester zu erleben sein. Immerhin sind das die Wiener Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, das ORF Radio-Symphonieorchester sowie das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Wobei jeder dieser Klangkörper an einem der vier Festival-Wochenenden den sprichwörtlichen Ton angibt. Und das mit hochkarätigen Solisten.

Rudolf Buchbinder selbst wird gleich an fünf Abenden mit Werken von Beethoven und Gershwin am Wolkenturm zu erleben sein und dabei auch die Eröffnung am 14. August mit Geiger Emmanuel Tjeknavorian sowie Cellistin Harriet Krijgh bestreiten. Nur einen Tag später spielt die Pianistin Alice Sara Ott mit dem Tonkünstler-Orchester. Am 16. August gibt Startenor Jonas Kaufmann (mit Pianist Helmut Deutsch) einen Liederabend.

Doch Kaufmann ist längst nicht der einzige Weltstar, mit dem Buchbinder in den vergangenen 14 Tagen intensiv telefoniert hat. Auch Ausnahmetenor Piotr Beczala kommt für einen Arienabend (20. 8.); Camilla Nylund ist mit dem RSO am Tag darauf zu erleben. Julian Rachlin widmet sich auch als Dirigent Beethoven; Buchbinder spielt mit Solisten der Wiener Philharmoniker.

Das dritte Wochenende steht neben den Tonkünstlern im Zeichen der Symphoniker, die mit Manfred Honeck, Philippe Jordan und Speranza Scappucci am Pult ihr Grafenegg-Debüt geben. Solisten beim zuletzt genannten Konzert sind Anna Netrebko und Yusif Eyvazov.

Das Festival-Finale bestreiten die Wiener Philharmoniker mit drei Konzerten und Dirigenten wie Gustavo Dudamel und Franz Welser-Möst. Buchbinder leitet das Orchester (Beethoven) zum Ausklang vom Klavier aus.

Aufpassen, aufmachen

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zu diesem „Notfallprogramm“: „Wir müssen zwar weiterhin aufpassen, aber auch aufmachen. Die Kunst ist ein Lebenselixier.“ Konkret wird – unter Einhaltung aller Vorschriften – das Musikfestival so aussehen.

Gespielt wird ausschließlich am Wolkenturm für maximal 1.250 Personen (die Kapazität wäre 2.100), es gibt keine Indoor-Veranstaltungen, kein Rahmenprogramm (Einführungen, Late Night Sessions, etc.), keine Pausen und ein behördlich genehmigtes Sicherheitskonzept.

Einzige Gefahr: Das Wetter muss mitspielen. Ausweichtermine sind nicht angesetzt. Buchbinder: „Aber wir setzen künstlerisch ein sehr starkes Zeichen.“