Kultur/Medien

Springer enthebt "Bild"-Chef Julian Reichelt nach Vorwürfen des Amtes

Der mächtigste deutsche Journalist ist seinen Job los: Axel Springer hat "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt mit sofortiger Wirkung seiner Tätigkeiten enthoben, nachdem neue Vorwürfe über seinen Umgang mit Mitarbeiterinnen publik geworden waren. Bereits im März war Reichelt wegen der Vorwürfe beurlaubt gewesen, war aber in seinen Job zurückgekehrt.

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"Keine Anhaltspunkte" laut erster Untersuchung

Im März schien die Sache für Reichelt ausgestanden: "Entgegen der in einigen Medien kolportierten Darstellung gab es keine Vorwürfe und auch im Untersuchungsverfahren keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung oder Nötigung", teilte der deutsche Medienkonzern Axel Springer damals mit.

Recherchen nicht veröffentlicht

Was hat sich seither geändert? Die "New York Times" hat Details über die Vorwürfe in einem großen Artikel gebracht, der dem international tätigen Axel Springer Konzern mehr als unangenehm sein müsste. Darin ist von Verhältnissen mit Mitarbeiterinnen die Rede, außerdem von einer gefälschten Scheidungsurkunde. Parallel war am Montag bekannt geworden, dass der Verleger Dirk Ippen (u.a. "Frankfurter Rundschau") ähnliche Recherchen seiner Investigativreporter nicht veröffentlichen ließ.

"Neue Erkenntnisse"

Axel Springer handelte noch am Montag: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat“, teilte das Unternehmen mit. Neuer Vorsitzender der Bild-Chefredaktion wird Welt am Sonntag-Chef Johannes Boie.