Polit-Thriller "Herrhausen": Der rätselhafte Tod eines Bankers
Von Nina Oberbucher
Ein Raunen geht durch den Raum voll Anzugträger, nachdem Alfred Herrhausen (Oliver Masucci) gesprochen hat. Schuldenerlass für arme Länder? Was hat er sich denn dabei gedacht? Der deutsche Banker sorgt mit seiner unkonventionellen Ankündigung für Aufsehen – und macht sich damit nicht nur Freunde.
„Herrhausen“ erzählt die Geschichte des langjährigen Vorstandssprechers der Deutschen Bank, der die Finanzwelt der 1980er maßgeblich prägte und kurz nach dem Mauerfall 1989 bei einem Bombenattentat, mutmaßlich von der RAF verübt, ums Leben kam. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Der Polit-Thriller ist in zwei Teilen in der ARD zu sehen (Dienstag ab 20.15 Uhr und Donnerstag ab 21.45 Uhr).
Die Produktion, die beim Series Mania Festival in Lille für das beste Drehbuch prämiert wurde, zeichnet die letzten drei Jahre Herrhausens in rasantem Tempo nach. Gerade noch hat er mit der Idee zum Schuldenerlass überrascht, schon bespricht der Banker mit dem deutschen Kanzler Helmut Kohl einen Kredit an die Sowjetunion, ehe er aus einem der zahlreichen Albträume erwacht, die ihn plagen.
Dazwischen rast der sportliche Herrhausen auf seinem Rennrad durch die Gegend. Alles unter Beobachtung seiner Feinde – von CIA über DDR bis RAF. „Nach einer wahren Geschichte. Soweit Geschichte wahr sein kann“, heißt es im Vorspann.
Österreich-Verstärkung
Masucci bekam für „Herrhausen“ Verstärkung aus Österreich: Julia Koschitz schlüpfte in die Rolle von Herrhausens Ehefrau Waltraud „Traudl“ Herrhausen, Ursula Strauss gibt seine Sekretärin, Frau Pinckert, und Cornelius Obonya den Ermittler Harmut Kefer.
Vier Jahre habe es gedauert, die Produktion umzusetzen, wie in einem Pressegespräch mit Regisseurin Pia Strietmann betont wurde. Waltraud Herrhausen habe eigentlich kein Interesse an einer Verfilmung gehabt – der einzige Grund für sie, zuzustimmen, sei, „dass man darüber redet, dass die wahren Mörder noch immer nicht gefunden wurden“.
Sie habe keine Imitation der echten Waltraud Herrhausen, die Ärztin und CDU-Politikerin war, angestrebt, sagt Koschitz über ihre Rolle: „Auch weil es über sie nicht so viele Informationen zu finden gibt und ich sie nie kennengelernt habe. Es ging mir darum, eine Frau zu zeigen, die mit diesem Mann auf Augenhöhe war. Sie haben das Interesse für Wissenschaft, Bildung und dafür, die Zukunft zu gestalten, geteilt. Ich glaube, dass sie durchaus auch ein kritisches Gegenüber war.“
„Er war einer, der es geschafft hat, in die Zukunft zu blicken, Brücken zu bauen, über seine eigene Endlichkeit hinauszudenken und politische Verantwortung zu übernehmen“, so Hauptdarsteller Masucci. „Er hatte keine Angst vor Neuem.“
Begleitend zeigt die ARD am Donnerstag um 23:25 Uhr die Doku „Herrhausen – Die Macht des Bankers“.