"Good Omens": Ein Dämon und ein Engel machen gemeinsame Sache
Von Nina Oberbucher
Nur noch wenige Tage bis zum Weltuntergang – aber was tun, wenn der Antichrist nirgends zu finden ist?
Das beschrieben Terry Pratchett und Neil Gaiman 1990 in „Good Omens“, hierzulande ist der Fantasy-Roman unter dem Titel „Ein gutes Omen“ bekannt. Jahrelang versuchten die beiden Schriftsteller erfolglos, den Stoff in ein Filmprojekt zu verwandeln. Auch Terry Gilliam biss sich die Zähne daran aus.
Letzter Wunsch
Ein Jahr vor seinem Tod bat Pratchett seinen Freund Gaiman, sich persönlich um das Vorhaben zu kümmern. Pratchett, bekannt vor allem für seine „Scheibenwelt“-Romane, starb 2015 an Alzheimer.
Sein letzter Wunsch ist nun erfüllt: „Good Omens“ wurde in Kooperation von BBC und Amazon Prime als Serie adaptiert, die sechs Folgen sind ab heute (Freitag) beim Streamingdienst abrufbar. Gaiman, der unter anderem die literarischen Vorlagen zu erfolgreichen Serien wie „Lucifer“ und „American Gods“ lieferte, fungierte dabei als Showrunner. Und hielt sich bei der Serienadaption eng an das Original.
Besondere Männerfreundschaft
Im Zentrum der ebenso absurden wie unterhaltsamen Geschichte steht eine ganz besondere "Bromance", also Männerfreundschaft, nämlich die von Engel Erziraphael und Dämon Crowley (hervorragend: Michael Sheen und David Tennant). Zwar spielen die beiden offiziell in gegnerischen Teams (Himmel respektive Hölle), doch im Laufe der Erdenjahre sind sie einander ans Herz gewachsen.
„Weil niemand außer den beiden weiß, was es bedeutet, Tausende Jahre unter Menschen zu leben. Das schweißt sie zusammen“, erklärt Sheen die Verbindung des ungleichen Duos vor der Weltpremiere in London. Sie seien wie "Yin und Yang", pflichtet Tennant bei.
Vergnüglich-skurriler Wettlauf
Der Engel und der Dämon haben aber auch Gefallen am weltlichen Leben gefunden: Erziraphael liebt Sushi und schicke Kleidung, Crowly mag Rockmusik und schnelle Autos. Und das soll nun alles zerstört werden?
Um die Apokalypse aufzuhalten, müssen Erziraphael und Crowley den Antichristen finden – nur der ist offenbar bei der Geburt vertauscht worden. Ein vergnüglich-skurriler Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der vor allem durch das Zusammenspiel von Sheen und Tennant Freude bereitet.
Erwartungen als Challenge
Für Sheen, "Good Omens"-Fan seit er das Buch mit 18 gelesen hat, ist das Projekt aufregend und beängstigend zugleich - schließlich wisse er, welch hohe Erwartungen viele hätten. "Die Herausforderung ist, sich davon beim Spielen zu lösen", so Sheen. Dass mit Gaiman auch einer der Autoren bei der Serienadaption involviert war, habe ihm jedoch Vertrauen gegeben.
Ein Sitzplatz für Terry Pratchett
Der gesamte Cast ist beeindruckend: Frances McDormand („Fargo“) ist in der englischen Version als Stimme Gottes zu hören, Benedict Cumberbatch („Sherlock“) leiht sein Vokalorgan niemand geringerem als Satan, „Mad Men“-Star Jon Hamm gibt Erzengel Gabriel (der im Buch nur in einem Nebensatz vorkommt, für die Serienadaption aber mehr Text bekommen hat) und Adria Arjona ist als Hexe Anathema Apparat zu sehen.
Und auch der verstorbene Pratchett war in gewisser Weise bei dem Projekt immer anwesend: Bei der Premiere wurde ihm sogar ein Kinositz mit Popcorn freigehalten – so, wie es Gaiman und er einst ausgemacht hatten.
Alle sechs Episoden von "Good Omens" stehen ab heute (Freitag) bei Amazon Prime Video zum Streamen bereit.