Kultur/Medien

Der Tag, an dem der Wendler RTL verließ

Der Schlagersänger, Musikproduzent und Fernseh-C-Promi Michael Wendler, alias „Der Wendler“ hat am Donnerstagabend seine RTL-Karriere mit einem öffentlichen Statement in die Luft gesprengt. In einem Video auf Instagram erhob er wüste Anschuldigungen gegen die deutsche Bundesregierung und die Medien, wonach es keine „angebliche“ Corona-Pandemie gebe und die deutsche Verfassung verletzt werde. RTL warf er vor, wie alle anderen Medien „gleichgeschaltet“ zu sein und kündigte öffentlich seine Verträge bei dem Sender.

Dort reagierte man umgehend: „Michael Wendler hat eigenständig und ohne Rücksprache unseren Vertrag gekündigt und verunglimpft RTL“, erklärte Geschäftsführer Jörg Graf. „Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel prüfen und ausschöpfen.“ Außerdem: Ein erst am Mittwoch präsentiertes Werbevideo des Diskonters Kaufland wurde offline genommen. Man distanzierte sich umgehend und allerorten vom „Wendler“.

Neuer Hafen Messengerdienst

Der funkt jetzt über Telegram: Weil mittlerweile auch große Social-Media-Plattformen wie Facebook Verschwörungstheoretiker sperren, bleibt für Gleichgesinnte nur mehr der Weg zu dem von zwei Russen ins Leben gerufenen Messengerdienst. Dorthin lud Wendler allfällige Anti-Corona-Jünger ein – ein weiterer deutscher Promi, der mit Verschwörungstheorien von sich hören lässt. Xavier Naidoo etwa postet schon seit Längerem auf Telegram und der vegane Koch Attila Hildmann führt auf diesem Kanal eine Art digitalen Bürgerkrieg gegen Regierung und angebliche Bösewichter wie Bill Gates.

Manager unter Schock

Wendlers Manager Markus Krampe verstand am Donnerstagabend die Welt nicht mehr: Er saß mit Tränen in den Augen in einer Sondersendung mit Oliver Pocher. „Auch für mich ist das ein Schock“, sagte er. Er mache sich Sorgen um Michael, die Einstellungen hätten sich aber über einen längeren Zeitraum angedeutet. Der Sänger sei „immer krasser“ in seinen Aussagen im Bezug auf Corona geworden. „Das wurde immer abstruser.“

"...wie jemand, der zum letzten Mal anruft"

Als das Video online gegangen sei, habe Wendler ihn angerufen. „Es hörte sich für mich so an, wie so ein Anruf von jemand, der zum letzten Mal jemand anruft und sagt: Pass’ auf, ich beende jetzt meine Karriere, ich komme nie wieder nach Deutschland“, sagte Krampe. Darüber hinaus habe ihm Wendler erzählt, dass er die ganze Nacht mit Attila Hildmann telefoniert habe. Philipp Wilhelmer