Hollyood will wieder drehen: Experten der Ansteckung
Von Alexandra Seibel
Regisseur Steven Soderbergh gilt in Hollywood offensichtlich als Pandemie-Experte. Bereits 2011 drehte er den schaurigen Virus-Thriller "Contagion", in dem sich eine tödliche Krankheit in rasendem Tempo global ausbreitet und Hollywood-Stars wie Gwyneth Paltrow und Kate Winslet im Minutentakt hinwegrafft. "Contagion" war bereits bei seiner Premiere ein Boxoffice-Hit und erfreut sich derzeit einer neuen Beliebtheit. Gleich nach den Harry-Potter-Filmen ist "Contagion" der meist aufgerufene Film in der Warner-Bibliothek.
Nun hat Steven Soderbergh von der Vereinigung der amerikanischen Regisseure Directors Guild of America die Aufgabe erhalten, einem Komitee vorzusitzen, das in Absprache mit Virologen und Medizinern darüber befinden soll, wann und wie Hollywood seine Dreharbeiten wieder aufnehmen kann.
Keine leichte Aufgabe.
In der US-Filmindustrie zirkulieren bereits verschiedentliche Vorschläge, wie man sichere Drehbedingungen herstellen und damit die Film- und Fernsehproduktion wieder in Schwung bringen könnte.
Als erste englischsprachige TV-Serie, die nach Ausbruch der Corona-Krise ihre Dreharbeiten wieder aufnimmt, gilt die australische Soap "Neighbours". Strenge Sicherheitsvorschriften sollen während des Drehs gelten, Produktionsteams getrennt voneinander agieren und Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Für die Schauspieler gilt: Kein physischer Kontakt, also weder Händchen halten, noch Küssen. Weiters wird auf Make-up bei den Schauspielern verzichtet.
Ob diese Form der Drehplanung Schule macht, wird sich zeigen.
Auch in Hollywood gibt es die unterschiedlichsten Bestrebungen, neue Maßnahmen zu katalogisieren und für die Industrie anwendbar zur machen.
Die Branchenzeitung Variety hat die Vorschläge zweier Produzenten von Independent-Filmen aufgegriffen, die – mit viel Feedback aus der Unterhaltungsindustrie – einen möglichen Sicherheitskatalog für zukünftige Dreharbeiten von kleineren und mittelgroß budgetierten Filmen erstellten.
Zu den formulierten Vorschlägen gehört eine zweiwöchige Quarantäne des gesamten Filmteams, das in mehrere Untergruppen unterteilt wird. Jeder Drehort und jedes Set müsse für drei Tage isoliert werden, bevor die Dreharbeiten dort beginnen können. Zudem würden Personen extra dafür engagiert, die Gesundheit der gesamten Mitarbeiter konstant zu überprüfen. Was Make-up und Hairstyling betrifft, dürfen Schauspieler immer nur einzeln in Arbeit genommen, Kosmetika nur für jeweils eine Person verwendet werden.
Keine Komparsen
Unter diesen Arbeitsbedingungen lassen sich allerdings kaum Blockbuster mit Massenszenen à la "Avengers" herstellen.
Vielmehr scheinen diese Konzepte eher für kleinere Filme praktikabel oder solche, deren Schwerpunkte auf Spezialeffekte in der Post-Produktion liegen.
Zudem sollte vermieden werden, Komparsen zu engagieren. Die Jobs der kleinen Nebenrollen müssen andere Teammitglieder, die sich bereits in Quarantäne befunden haben, übernehmen.
Eine ebenfalls überaus traurige Begleiterscheinung beim Drehen in Zeiten der Pandemie zeigt sich darin, dass Menschen über 65 zur besonderen Risikogruppe gehören. Wie wirkt sich das auf die Karrieren älterer Darsteller aus? Sollten Schauspieler und Schauspielerinnen jenseits der 70 – etwa Jane Fonda oder Patrick Stewart – in dieser Situation gänzlich darauf verzichten, Filme oder Serien zu drehen?
Es sind viele und sehr schwierige Fragen, die Stephen Soderbergh und sein Team beantworten werden müssen.