Kultur

Filmkritik zu "Long Shot": Amerika wieder lustig machen

Charlotte Field ist die perfekte Präsidentschaftskandidatin: Intelligent, jung, schön und ehrgeizig. Einziger Mangel: Bei ihren öffentlichen Auftritten kommt sie ein bisschen steif rüber. Ganz klar: Es fehlt ihr an Humor.

Ein witziger Redenschreiber muss her. Engagiert wird Fred Flarsky, Journalist und bärtiger Brillenträger.

Flarsky ist ein wenig attraktiver Nerd, trägt konsequent Kapuzenpulli oder Baseballkappe und sieht aus wie ein Berufsjugendlicher ohne Beruf.

Sie ist ... die schöne, strahlende, umwerfende Charlize Theron. Er ist ... der lustige Seth Rogen.

Dass aus diesen sehr unterschiedlichen beiden je ein Paar werden soll, scheint sogar für eine romantische Komödie unwahrscheinlich. Doch „Long Shot“ schwelgt geradezu darin, größtmögliche Unterschiede in punkto Geschlecht, Macht, Aussehen und gesellschaftlicher Stellung genüsslich aufzureißen, nur um sie dann mit irrwitzigen Wortsalven oder gezieltem Slapstick zu Fall zu bringen.

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Allein die Idee, dass es einer mächtigen, einflussreichen Frau nicht gut zu Gesicht steht, in der Öffentlichkeit zu essen („Lunch is for losers!“), bietet der grandiosen Charlize Theron als Präsidentschaftskandidatin endlos Gelegenheit, ihr komisches Talent unter Beweis zu stellen. Während ihre Berater vor dem Buffet beim Gala-Dinner eine Mauer bilden, kauert sie im schicken Schwarzen neben dem Tischrand und nagt an einem Hühnerspießchen. Die letzten Bissen müssen leider ausgespuckt werden, da sich bereits ein wichtiger Prominenter nähert.

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Erektion

Bei dieser Gala-Gelegenheit trifft sie auf Flarsky, den sie auf der Highschool – er war damals 13 – als seine Babysitterin betreut hat. Flarsky bekommt jetzt noch eine Erektion, wenn er daran denkt.

Die gemeinsame Vergangenheit bringt die beiden schnell wieder in Kontakt, sehr zum Grauen der Wahlberater. Die wollen sich eine Verbindung zwischen der hochkarätigen Field und dem verschlurften Flarsky nicht einmal im Traum vorstellen. Das wäre ja, keucht die persönliche Assistentin außer sich, als würde sich Kate Middleton mit Danny DeVito paaren. Was für eine Image-Blamage! Käme laut Spontanumfrage bei den Wählern so gar nicht gut an. Viel besser würde sich der fesche kanadische Premierminister eignen, mit perversem Grinsen kongenial gespielt von Alexander Skarsgard.

In romantischen Komödien finden Paare immer zusammen, selbst während eines US-Wahlkampfs, bei dem Umweltthemen an erster Stelle(!) stehen. Nur das wirkliche Leben ist leider nicht so liberal.

INFO: USA 2019. 125 Min. Von Jonathan Levine. Mit Charlize Theron, Seth Rogen, Ravi Patel.

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