Filmkritik zu "Fahrenheit 11/9": Michael Moore gegen Trump
Von Alexandra Seibel
Michael Moore hat es immer schon gewusst: Während ganz Amerika vor den Präsidentschaftswahlen 2016 bereits Hillary Clinton als sichere Gewinnerin feierte, ahnte der Star-Dokumentarist schon, dass sich das Wahlverhalten der amerikanischen Arbeiterklasse gegen das sogenannte Establishment richten könnte. Und diese Donald Trump wählt.
Wie, zum Teufel, konnte das passieren?
In schönster Michael-Moore-Manier rückt der Filmemacher mit altbewährter Frechheit seinen Landsleuten auf den Leib. Nach einem kurzen, erwartbaren Trump-Bashing knöpft sich Moore die Ereignisse im Hinterland vor. In seiner Heimatstadt Flint, Michigan, rollt er einen republikanischen Polit-Skandal um dreckiges Wasser auf, im Zuge dessen Kinder mit Blei vergiftet wurden.
Aber auch vor den Demokraten macht Moore nicht Halt: Ein Besuch von Barack Obama in Flint, wo dieser demonstrativ ein Glas Wasser trinkt (und den Skandal banalisiert), steht symptomatisch für den Verrat einer liberalen Elite gegenüber ihrer Wählerschaft.
Effektvoll wirft Moore seine Propaganda-Maschine an und steigert seine Gegenwartsanalyse bin hin zum offenen Faschismus-Vergleich. Und ja, manchmal schießt er auch übers Ziel. Trotzdem bleibt seine Polemik packend, durchgehend unterhaltsam und überaus sehenswert.
INFO: USA 2018. 128 Min. Von Michael Moore. Mit Emma González, Roseanne Barr.