Filmkritik zu "Die Bedürfnisse einer Reisenden": Beschwipste Isabelle Huppert
Von Alexandra Seibel
Isabelle Huppert spaziert durch Seoul, trinkt milchigen Reiswein und unterrichtet Französisch. Sie verkörpert Iris, eine Frau aus Frankreich, die in dem neuen, leichtfüßig und heiter inszenierten Film des südkoreanischen Regisseurs Hong Sangsoo ihre Umgebung vor ein Rätsel stellt.
Das Beste daran: Ihr selbst ist völlig egal, was die anderen von ihr denken. Immerhin hat sie zwei koreanische Schülerinnen an Land gezogen, denen sie mithilfe von Karteikarten und Fragen wie „Was fühlen Sie jetzt?“ und „Was fühlen Sie jetzt wirklich?“ Französisch beibringt. Als eine der Frauen ihre Unterrichtsweise hinterfragt, antwortet Iris unbekümmert. Sie habe diese Methode auch erst vor Kurzem erfunden – mal sehen, ob sie wirkt. Etwas berauscht von dem Reiswein, boxt sie den Ehemann ihrer Schülerin freundschaftlich in den Oberarm und lacht ein wenig schrill. Und dass sie bei einem Studenten wohnt, der locker ihr Enkel sein könnte, regt niemanden auf – nur die Mutter. Die dritte Zusammenarbeit zwischen Huppert und Hong erweist sich als eine der lustigsten Spritztouren in seinem Werk.
INFO: KR 2024. 90 Min. Von Hong Sangsoo. Mit Isabelle Huppert, Lee Hye-young.