Kultur

Christian Dolezal: "Man bleibt als Schwerverletzter übrig"

Der Schauspieler und Haag-Intendant Christian Dolezal hat sich für sein erstes Solo-Kabarett – Premiere ist am Donnerstag im Rabenhof – „das größte und wichtigste Thema“ ausgesucht: Die Liebe.

Die Köchin

Dolezal: „Jeder ist bestrebt, Liebe in seinem Leben zuzulassen und scheitert an den lächerlichsten Unzulänglichkeiten. Es gibt keine wichtigere Disziplin, als eine Beziehung zu führen.“ Und er zitiert einen Satz aus dem Programm: „Die Liebe ist jene Köchin, die auf der Welt am meisten anrichtet.“

Warum der Titel „Herzensschlampereien“? Dolezal: „Man lässt sich manchmal unüberlegt und naiv in etwas hineinplumpsen – und dann wundert man sich, dass man als Schwerverletzter überbleibt.“

Alle Geschichten, die er auf der Bühne erzählt, sind wahr und haben sich tatsächlich zugetragen: „Entweder habe ich das selbst erlebt oder es sind Geschichten aus meinem Bekanntenkreis. Ich nenne aber keine Klarnamen. Es kommen Figuren vor wie ,die nervtötend intelligente  Exfreundin Luisa’ oder ,der Landwirt W.’ oder  ,der Transvestit Antje’.“

Nicht der einzige Depp

Die Rede war von „Schwerverletzten“ – ist das dann auch lustig? Dolezal, der sich selbst als „gerade schwerstverletzt“ bezeichnet, lächelt:  „Es ist lustig, wie lächerlich diese Unzulänglichkeiten sind, die das Projekt Liebe scheitern lassen. Ich zeige mich  von meiner schwächsten und lächerlichsten Seite.   Ich habe das Programm  im kleinen Kreis ausprobiert – und die Zuschauer haben sich geschüttelt vor Lachen. Und es ist offenbar wohltuend, zu wissen, dass man nicht der einzige Depp ist auf der Welt.“

Jeder Mensch habe eine „immer wieder aufschäumende Sehnsucht“ nach der Liebe: „Beziehungen können einen fertig machen, aber es geht auch nicht ohne, sonst wird man schrullig und einsam. Man möchte von einem Augenpaar, das einen gerne hat, angeschaut werden – zumindest gelegentlich.“

Herzchen öffnen

Regie führt Altmeister Paul Harather. Dolezal: „Ich spiele dem Paul jeden Tag das Ganze vor – und er gibt mir gute Tipps. Er lenkt mich, damit ich die Kurve richtig erwische. Er ist ein großer Kenner und Könner der Komödie. Und er liebt den gleichen skurrilen, unaufdringlichen Humor wie ich, die Seltsamkeiten des Menschseins.“

Wie urteilt Dolezal selbst über seinen Text? „Es ist das uneitelste Kabarettprogramm aller Zeiten – so sehr zum Deppen hat sich noch keiner gemacht. Ich mag Solo-Performer nicht, die sich erhaben fühlen. Ich möchte lieber mein Herzchen aufmachen.“ Klingt nach einem großen Abend.