Wiener Ansichten: Mit Falco im (knallroten) Autobus
Von Barbara Beer
Donauinselfest. Ist wohl Geschmackssache, drei Tage auf engem Raum mit Millionen Menschen und Gelsen. Die Veranstalter kolportierten zuletzt immer erstaunlichere Rekorde. Wäre es so weiter gegangen, wäre demnächst die halbe Welt zu Gast bei dem populären Fest gewesen, das man nicht mögen muss, aber durchaus mögen kann. Denn es hat seine Momente. Der Falco-Auftritt 1993 war ein solcher Moment. Sagen die, die dabei waren und behaupten noch mehr die, die nicht dabei waren. Rückblickend hatte Österreichs einziger Popstar von Weltrang seine besten Tage damals wohl hinter sich. Aber das plötzlich hereinbrechende Gewitter samt Blitzeinschlag in der Tonanlage verlieh dem Auftritt im Nachhinein eine mythische Aura.
Ob der Sommer 2020 solche Momente birgt? C-bedingt wird alles anders. 80 Tage lang soll ein Bus mit offener Bühne „Pop-up-Konzerte“ auf Wiens Straßen und Plätzen bieten. Wo genau, ist eine Überraschung. Das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten hat einen heißen Tipp: Wahrscheinlich da, wo der Bus einen Parkplatz findet. Knallrot wird der Doppeldecker, der mitten im Wahlkampf durch die Stadt fährt, jedenfalls bestimmt nicht sein, schließlich soll Wahlwerbung ausgeschlossen werden, wie seitens der veranstaltenden SPÖ betont wird.
Man verliert sich in Gedankenspielen. Etwa der Frage, ob Falco mit dem parkplatzsuchenden Doppeldecker zu „Pop-up-Konzerten“ durch die Stadt gefahren wäre. Und es beschäftigt einen die Neugier, was denn eigentlich ein „Pop-up-Konzert“ sein soll. „Pop-up“ wie „Pop-up-Store“ oder „Pop-up-Radweg“? G’schwind aufgebaut und g’schwind wieder weg? Ist das nicht eh bei jedem Konzert so? Vielleicht aber ist mit „Pop-up“ ja das unangekündigte Auftauchen gemeint. Wie damals das Pop-up-Gewitter beim Falco. Falls Sie das Wort „Pop-up“ auch schon nervt: Es ist bald wieder weg. So, wie vor ein paar Jahren das „Guerilla“-Dings. „Guerilla-Gardening“, etwa. Plötzlich war’s da, und schnell war’s wieder weg. Ein Pop-up-Wort eben.